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Bicher-Rezensiounen . Recensions de livres  
31. August 2020

Stephanie Mende: Um Gottes willen. Warum Menschen heute ins Kloster gehen

Religiöses Buch des Monats September 2020

Was bewegt im 21. Jahrhundert noch immer manche Frauen und Männer dazu, ihr Leben ganz Gott zu weihen? Die Journalistin und Autorin Stephanie Mende hat 16 Nonnen und Mönche besucht und mit ihnen Gespräche geführt über das Ordensleben und über ihre Beweggründe, sich für gerade diese Lebensform zu entscheiden, die doch so gar nicht mehr in eine moderne Gesellschaft zu passen scheint. In ihrem Buch fasst sie diese Gespräche zusammen, immer wieder mit Zitaten durchsetzt, aber nicht als durchgängige Interviews – die ausführlichen Gespräche hätten sonst viel zu viel Platz eingenommen. In einer solchermaßen komprimierten Schilderung ist es aber gut möglich, sehr umfassende Einblicke in die Lebenswege und die Ansichten der elf Frauen und fünf Männer (zwischen 26 und 92 Jahren) zu erhalten und so insgesamt ein vielschichtiges und vielleicht manchmal auch überraschendes Bild von modernem Ordensleben zu gewinnen.

Da gibt es zwar einerseits durchaus die religiös „besonders Talentierten“, die schon als Kind den Traum hatten, später einmal in ein Kloster einzutreten, und die dann zielstrebig und weitgehend unbeirrt ihre Vorstellung auch realisiert haben. In der Mehrzahl sind es jedoch Frauen und Männer, die bereits einen ganz „normalen“ Lebensweg eingeschlagen hatten, als Physiker oder Sozialpädagogin, als Apothekerin oder als Bürokauffrau, als Bauschlosser oder Krankenschwester schon im Berufsleben standen, manchmal auch in einer Beziehung lebten, die dann aber immer stärker die Berufung zum Ordensleben spürten, bis sie schließlich irgendwann den entscheidenden Schritt ins Kloster wagten. In allen Gesprächen ist aber zu erkennen, dass der Eintritt in das Ordensleben gerade keine Weltflucht oder Abschottung bedeutet, im Gegenteil schafft der Verzicht auf materielle Güter wie auf eine sexuelle Beziehung eine große innere Freiheit, die es dann umso mehr ermöglicht, „intensiv mit den Menschen unterwegs und dem Leben zugewandt“ zu sein, nur eben auf eine andere Art und Weise.

So unterschiedlich die Gesprächspartner/innen auch sind, die grundsätzliche Lebensentscheidung, ihr Leben möglichst ganz von der Beziehung zu Gott her zu gestalten, ist bei allen als gemeinsame Mitte festzustellen. Überraschend mag für manche zu lesen sein, dass eigentlich alle das Ordensleben nicht als einengend empfinden, und tatsächlich hat man das Gefühl, dass alle porträtierten Nonnen und Mönche ihre individuellen Stärken auch oder sogar gerade im Kloster zu einer wirklichen Entfaltung bringen können. Bei allen Ordensfrauen und -männern ist auch die Überzeugung spürbar, den richtigen Weg gewählt zu haben – und selbst eine ehemalige Schwester, die nach einigen Jahren das Kloster wieder verlassen hat, sieht ihre Zeit im Kloster im Rückblick nicht als Irrweg, sondern als wertvolle Etappe auf ihrem Lebensweg. Dabei wird aber kein idealisiertes Klosterleben ohne alle Schwierigkeiten gezeichnet, auch Probleme und Schwächen werden ehrlich geschildert. Am Ende der Lektüre gewinnt man in jedem Fall ein Bild vom Ordensleben, das dessen Faszination durchaus ein Stück weit vermitteln kann, und das sich am besten zusammenfassen lässt in der Aussage „Nicht leicht, aber wunderschön“. So kann das Buch einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die zeitlose Aktualität dieser religiösen Lebensform aufscheinen zu lassen, und ist obendrein sicherlich für viele Leser/innen sehr interessant!

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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