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Konscht a Kultur . Art et culture  
3. Oktober 2016

Konfuzius, Buddha und Guan-Di im Kloster

China-Museum im Mutterhaus in Belair: Vor 90 Jahren beginnen die Franziskanerinnen ihre Missionstätigkeit in China und legen den Grundstein für eine ungeahnte China-Sammlung in Luxemburg

Den Aufruf des Missionspapstes Pius XI. folgend haben die Luxemburger Franziskanerinnen ihre Beteiligung am Missionswerk in China angeboten worauf Rom in einem „sehr ermunternden Schreiben“ vom 5. Oktober 1926 sie belobigt und willkommen heißt. Im November 1926 brechen die ersten sechs Franziskanerinnen nach China auf, um dort die „erste Luxemburger Heidenmissionsstation“ zu gründen.

Die Lebensart der Chinesen wird anschaulich in dem Kleinod im Mutterhaus der Franziskanerinnen dargestellt.

Export „Barmherzigkeit“

Wegen der damals gerade ausgebrochenen Unruhen können die Missionsschwestern nicht sofort ihren Posten in Honan beziehen und müssen vorläufig Schutz in Shanghai suchen, wo sie sich mit „Gelegenheitsarbeiten für das Glaubenswerk nützlich machen. Da dies sich in die Länge zu ziehen drohte, haben sie sich im Süden Chinas, in der Provinz Huneh, die den Franziskanerpatres von Cincinnati anvertraut war, niedergelassen. Dort leiten sie ein Waisenhaus, ein Dispensarium mit Spital und ein Frauenkatechumenat“, so berichtet das Luxemburger Wort im Jahre 1926.

Ein Jahr später werden zwei weitere Schwestern vom Belair nach China entsendet. 1929 sind es sieben Schwestern - darunter die damalige Generaloberin - die, trotz Räuberunwesen und Bürgerkrieg, die im zerrütteten „Reich der Mitte“ wüten, entschlossen sind, in der nördlichen Provinz Honan ihren Missionsauftrag wahrzunehmen und ein Waisenhaus zu leiten. In dieser Zeit sind nämliche viele ausgesetzte Kinder an den Toren der Missionsstationen anzutreffen.

Ein besonderer Moment ist, als im April 1934 vier Chinesinnen im Mutterhaus in Belair das Ordenskleid des Heiligen Franziskus erhalten, und somit ein zweijähriges Noviziat in Luxemburg beginnen. 1936 werden diese aus China stammenden katholischen Mädchen zur Missionstätigkeit nach Honan entsendet, gemäß dem Wunsch des damaligen Pontifex, „in den Missionsländern die größte Sorgfalt auf die Heranbildung einheimischer Klosterschwestern zu verwenden, damit sie im gegebenen Augenblick die Leitung von Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen übernehmen können“. Anlässlich der Aussendungsfeier der fünften Mission der Franziskanerinnen am 22. Oktober 1936 in Belair haben die Gläubigen die Gelegenheit, „ein kleines Chinamuseum zu besichtigen, das in recht anschaulicher Weise einen Einblick gewährt in die chinesische Lebens- und Denkweise, besonders aber auch in die Praxis der chinesischen heidnischen Religionen“.

Viele Ausstellungsstücke haben die Schwestern von ihren Missionen in China mit nach Luxemburg gebracht. Angereichert ist die Sammlung durch außergewöhnliche Chinoiseries aus dem Besitz des Ingenieurs Eugène Ruppert. (Fotos: Marc Jeck)

Import „Chinoiseries“

Bis heute gibt es dieses Kleinod im Mutterhaus der Franziskanerinnen, das wie eine Wunderkammer und eine Zen-Oase auf den Betrachter wirkt. Schwester Michèle Weber führt den interessierten Besucher in diese kleine „verbotene Stadt“, die mit ungeahnten Exponaten vorwiegend aus der chinesischen Kaiserzeit aufwarten kann. Zu jedem Ausstellungsstück weiß die lange Zeit in Taiwan stationierte Franziskanerin etwas zu erzählen. Dominiert wird der Raum von einem großen Altar aus Kampferholz, der dem Kriegsgott Guan-di geweiht ist - ein Geschenk an die damalige Generaloberin. Viele Legenden aus der chinesischen Mythologie sind hier dargestellt. Der Blick in die Vitrinen entpuppt sich als „crash“-Kurs in die Philosophie, Religiosität und Kunst Chinas. Ein großer Teil der Sammlung stammt übrigens vom Ingenieur Eugène Ruppert, der noch zur Kaiserzeit in China die ersten modernen Hochöfen errichten lässt, während die Franziskanerinnen in dem Chaos der jungen Republik bis zu ihrem Exit im Jahre 1952 durch den Kommunistenführer Mao Zedong ihre Missionstätigkeit ausüben. Eine lehrreiche China-Stunde erwartet den Besucher!

Besichtigung auf Anfrage bei Sr. Michèle Weber (Tel. 447310).

Marc JECK
 
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