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Jesus kennt uns, er kennt unsere Stärken aber auch unsere Schwächen

Kommentar fir de 5. Faaschtesonndeg vum Milly Hellers (6.4.2025)

Die Begegnung Jesu mit der Frau, die als sogenannte Sünderin in die biblische Geschichte eingeht, die hat es in sich. Eigentlich aber geht es gar nicht um sie. Sie wird zweimal zum Opfer in der damaligen geistigen Männerwelt der Schriftgelehrten und Pharisäer. Weil Jesus diesen Herren die Bühne wegnimmt und das Volk, von seinen Taten und Worten beeindruckt ist, ihm nachfolgt, wird er zum Störer. Sie wollen ihn loswerden und schämen sich keineswegs dafür diese Frau zum Opfer zu machen.

Bei Ehebruch wurde sie frisch ertappt. Dann wird sie – aber nur sie – die Frau – herbeigeschleift – in die Mitte gestellt. Stellen wir uns die Situation vor. War sie freiwillig an dieser Tat betätigt? Bei einer solchen Tat muss doch auch ein Mann dabei gewesen sein. War sie ein Opfer? Wurde sie gar vergewaltigt – erpresst - ausgebeutet? Das interessiert hier niemanden. Der männliche Sünder wird nicht mal erwähnt. 

Einzig und allein die Frau – sie ist die Schuldige, sie allein wird zur Rechenschaft gezogen. Das Gesetz forderte damals für eine solche Tat den Tod durch öffentliche Steinigung. 

Aber – wie bereits oben erwähnt geht es diesen religiösen Verantwortlichen überhaupt nicht um die Tat dieser Frau. Sie benutzen diese Frau, weil sie Jesus auf die Probe stellen wollen. Hält er sich an das Gesetz des Moses? Verurteilt er die Frau – oder handelt er gesetzeswidrig und macht sich damit selber schuldig?

Was tut Jesus? Wie so oft bleibt er souverän. Er hat ihre Strategie durchschaut. Er lässt sich von diesen so mächtigen Herren nicht einschüchtern. Er schweigt, und stellt dann die Frage in den Raum, welche
die Pläne seiner Gegner zerbricht. „Wer noch nie gesündigt hat, der soll den ersten Stein werfen.“ Wenigstens sind sie hier ehrlich. Einer nach dem anderen geht weg. Nur die Frau und Jesus bleiben zurück.

Was mag die Frau gedacht haben? Was mögen ihre Gefühle gewesen sein bei dieser Begegnung mit Jesus? Angst? Scham? Schmerz? Jesus verurteilt sie nicht. Er fragt sie nicht einmal, ob sie schuldig sei. Vielleicht war ihm bewusst, dass die Frau – wenn dann – nicht allein schuldig war. Mit seiner barmherzigen Haltung, seinen ernsten, aber heilenden Worten gibt er ihr eine neue Chance.

Diese biblische Begegnung ereignete sich vor fast 2000 Jahren. Aber, welche Botschaft kann uns diese Begegnung Jesu damals, mit den religiösen Machthabern und der sündigen Frau, heute im 21. Jahrhundert vermitteln? Wenn wir versuchen uns in die Worte und Haltungen der verschiedenen Personen dieses Evangeliums (Jesus, die Sünderin, die Schriftgelehrten und Pharisäer, das Volk) hineinzudenken, sind wir dann nicht alle manchmal in der Rolle der Sünderin, oder haben ein Benehmen, wie die Pharisäer und Schriftgelehrten – fromm und streng - aber nur den anderen gegenüber? Wie würden wir reagieren, wenn Jesus zu uns sagen würde: Wer noch nie gesündigt hat, der werfe den ersten Stein?

Wir alle müssen uns da wohl selber an der Nase ziehen. Aber auch die Institution Kirche – welche wohl die Botschaft Jesu während fast 2000 Jahren auf allen Kontinenten verkündet hat und ohne die wir heute nichts von Jesus wüssten, übernimmt nicht auch sie – früher und auch noch heute – die Worte und Überlegungen der damaligen religiösen Machthaber? Wenn wir an die verschiedenen Etappen der Kirchengeschichte denken, welche geprägt waren oder je nach Thema gar noch sind, von Missbrauch in vielen Formen, Verfolgung Andersdenkender, Ausschluss von Sakramenten und – auch Ausschluss der halben Menschheit von kirchlicher Verantwortung usw.

Tröstend bei all dem sind einzig und allein die barmherzige Haltung – und die zutiefst menschlichen Worte Jesu: Hat dich keiner verurteilt? Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr! Jesus kennt uns, er kennt unsere Stärken aber auch unsere Schwächen. Die Gewissheit seiner Barmherzigkeit jedoch lädt uns ein als Einzelne aber auch als Gemeinschaft und als kirchliche Institution, niemals aufzuhören unsere Worte und Taten zu überdenken und somit jeden Tag neu Zeugen und Zeuginnen von Jesu Liebe, Verzeihen und Barmherzigkeit zu sein.

Och an dëser Rubrik

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