Heilsame präventive und kurative Trauertherapie ohne Nebenwirkungen
Kommentar zum 6. Ostersonntag von P. Théo Klein SCJ (25.5.2025)
Traurigkeit – das ist die Reaktion, die das Evangelium thematisiert und weshalb Jesus immer wieder von der Freude spricht. Von daher ist es gut, dass wir in einem ersten Schritt die Traurigkeit, die eine große Versuchung ist, an uns heranlassen. Viele profunde geistliche Lehrer haben durch die Brille des Evangeliums einen tiefen Blick auf das menschliche Leben. Es ist eine Tatsache, dass die Traurigkeit eine tiefe Versuchung des christlichen Lebens ist. Es gibt Ereignisse, die uns traurig machen. Depressionen können auch psychochemische Ursachen haben. Aber es gibt noch eine tieferliegende Versuchung von Traurigkeit, die eine geistliche Versuchung ist. Schon unter den „Apostolischen Vätern“ geht eine Schrift unter dem Titel „Der Hirte von Hermas“ hervor, in der es heißt: „Die Traurigkeit ist der schlimmste Dämon von allem und es ist derjenige, der die Diener Gottes am ersten versucht und am meisten leiden müssen.“ Hierbei geht es nicht um einen Hang zur Melancholie. Traurigkeit – so sagen all die spirituellen Lehrer – ist das Gegenteil von Lebenskraft. Man versteht sie am besten, wenn man sie als Mangel an Energie für angebrachte gute Werke betrachtet. Wer traurig ist, der ist mit sich selbst beschäftigt, unfähig zur Abenteuerlust oder anderen Menschen die Hand zu reichen, weil es an Mut oder Elan mangelt oder weil man zu zaghaft und übervorsichtig ist. Tatsächlich treten Traurigkeit und Angst gemeinsam auf und führen zu chronischem Selbstzweifel und zur mangelnden Bereitschaft über den vertrauten Rahmen hinauszugehen. Wenn man dieser Versuchung erliegt, wie die der Trägheit, dann ist die Folge ein Versagen, eine kreative Wechselbeziehung zur Welt einzugehen. Sind wir nicht alle davon berührt, permanent mit uns selber beschäftigt? Die fundamentale Ursache dieser Traurigkeit ist: ER fehlt! JESUS CHRISTUS fehlt! Es geht uns so wie im Evangelium, wir spüren seine Abwesenheit und werden traurig. Gerade in dieser Trauer werden wir versucht.
Die Sätze Jesu in den Abschiedsreden enthalten so etwas wie ein Gegengift zu dieser Versuchung. Diese Worte Jesu geben uns etwas in die Hand, um es auszuprobieren. Diese therapeutischen Worte Jesu führen uns in eine konstruktive Wechselbeziehung zwischen unserem Ego, der aufgebrochen wird und den Horizont für Jesus Christus und sein Evangelium erschließt. Dies hat zur Konsequenz, dass wir mit Elan und Lebenskraft in eine Interaktion zur Welt eingehen können. Jesu Worte sind nicht unverbindlich. Jesus ist das WORT GOTTES: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“ (Joh 14,23). In anderen Worten: Jesus verheißt uns, dass wir nicht allein sind. Wir brauchen über die Abwesenheit Gottes nicht zu klagen. Jesus als WORT GOTTES zieht bei uns ein. Wenn wir ihm Raum geben, einen Platz, eine Heimat anbieten, bringt das seine Frucht! Und diese Frucht heißt Frieden. Dies ist kein oberflächlicher Friede, sondern der wahre Friede, wie ihn der heilige Augustinus lapidar auf den Punkt bringt: „die Heiterkeit der Gedanken, die Ruhe des Gemüts, die Einfachheit des Herzens, das Band der Liebe und die Gemeinschaft des Füreinander-da-Seins.“ * Dies ist der Friede des auferstandenen Herrn, vom dem Papst Leo XIV. bei seinem ersten Segen „Urbi et Orbi“ sprach: „ein unbewaffneter und entwaffnender Friede, demütig und beharrlich. Er kommt von Gott, dem Gott, der uns alle bedingungslos liebt“.
Vergessen wir nicht, dass das Herz der Ort Gottes in dieser Welt ist, solange wir Gott nicht von Angesicht zu Angesicht sehen können. Wenn unser Herz zum Ort Gottes geworden ist, wird es zugleich zu einer Quelle der Freude. Ein Herz, das nicht mehr von anderen Mächten hin- und hergezogen und zerrissen wird. Gewähren wir deshalb jeden Tag neu dem WORT GOTTES eine Heimat, damit unser Herz wirklich von Freude und Friede erfüllt wird.
- aus Thomas von Aquin, CATENA AUREA, Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hrsg., von Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, Sankt Ottilien 2012, S.603