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Sich einigen oder eins sein?

Kommentar zu Christi-Himmelfahrt von Fränk Strock (29.05.2025)

Das Evangelium des 7. Ostersonntags wirft eine interessante Frage auf: können wir Menschen eins sein? Oder einigen wir uns nur?

An einer Kreuzung mit Rechtsvorfahrt kommt es oft zu Situationen, die nicht durch die Verkehrsordnung geregelt werden kann, und so einigen sich die Autofahrer, wer als erster fahren darf. Im Parlament einigen sich die Mitglieder auf einen Entwurf, der dann auch gestimmt werden kann. Es kommt vor, dass dieser Konsens der kleinste gemeinsamer Nenner ist.

Aber genau in politischen Themen sieht man eine immer größer werdende Kluft in der Gesellschaft, in Vereinen und gar in den Familien entstehen. Bekannte Beispiele sind z.B. Trumpgegner und -befürworter, Klimawandelleugner und die, die gegen den Klimawandel handeln möchten, und vieles mehr. Eine amerikanische Freundin erzählte mir, dass es bei Familienfesten in US-Familien 2 Tabuthemen gibt, wenn man ein ruhiges Fest feiern will: Politik und Religion.

Auch in der katholischen Kirche gibt es diese tiefe Kluft der Uneinigkeit. Vor und während des Konklaves wurden von Journalisten oft die Bezeichnungen Reformer und Konservative gebraucht. Es wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass der neue Papst ein Mann sein sollte, der die verschiedenen Strömungen in der Kirche zusammenführt. Es wurden sich ein längeres und hartumworbenes Konklave erwartet. Es kam anders, und nach anderthalb Tagen hatten sich die Kardinäle geeinigt einen neuen Papst gewählt. Waren sie sich einig, oder waren sie eins?

Wohl Beides: einerseits mussten sie sich menschlich auf eine Person einigen, aber viel wichtiger, spirituell hat Gott sie geeint. Denn die Einigkeit, die Jesus für uns erbetet, ist menschlich nicht möglich. „…damit sie eins sind wie wir eins sind.“ (Joh. 17,22)

Eins sein, wie der Dreieinige Gott eins ist! 3 Personen, die tief in der Liebe miteinander verbunden sind, dass sie von uns als 1 erlebt werden. Und dabei habe ich jetzt ein ganz klein Bisschen von Gott verstanden, der größter als das Universum ist.

Eine politische Partei einigt sich eine bestimmte Position zusammen zu vertreten. In der Einigkeit dagegen gibt viele verschiedene Charaktere und Gebräuche, doch diese menschlichen Unterschiede trennen nicht, sondern bereichern. Ein Beispiel dafür ist unsere katholische Messe. Egal wo ich in der Welt an einer teilnehme, finde ich mich doch zurecht und kann antworten, auch wenn nicht in der heimischen Sprache. Lokale Musik oder Tanz dazu, wie man es in Afrika sieht, zählen zu neuen Erfahrungen. „Bienveillance“ist eine Haltung, bei der, der Andere anders sein darf.

Menschlich ist dies nicht einfach zu erreichen. In der Bibel gibt es einige Erzählungen, dass es für Menschen schwer ist eins zu sein (1. Konzil, Apg. 15). Lassen wir daher beten, dass der Heilige Geist über uns kommt und diese Einigkeit in der Kirche und unter Christen möglich macht.

Ein Firmkandidat hat dies letzte Woch auf den Punkt gebracht: wir sollen den Heiligen Geist in uns wirken lassen!

Eine gute Vorbereitung auf das Pfingstfest!

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