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"Gebt ihr ihnen zu essen" - Diakonie und Eucharistie

Kommentar zu Fronleichnam von Bodo Bost (20.06.2025)

Jesus hat in seinem Wirken auf Erden nicht nur die Frohe Botschaft vom Reich Gottes verkündet, er hat auch Menschen geheilt und satt gemacht. Ein Beispiel dafür ist die Brotvermehrung. Es handelt sich zunächst um eine alltägliche, aber dennoch dramatische Not-Situation. Eine große hungrige Menschenmenge, an einer „abgelegenen Stätte“. Nach heutigen Standards würde man sagen: Menschen in Not, ohne Zugang zu Nahrung, Schutz und Würde. Die Jünger berichten diese Notlage Jesus. Dieser sieht die Notlage und handelt. Seine Antwort ist diakonisch, er bietet konkrete, tätige Liebe, er heilt und gibt zu essen. So oder ähnlich funktioniert auch heute Gemeindecaritas, Solidarität in der Nachbarschaft, in der Pfarrei oder im sozialen Umfeld.

In der Brotvermehrung wird das diakonische Wesen Jesu deutlich: „Er redete zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften.“ Jesus predigt nicht nur das Reich Gottes – er macht es erlebbar: durch Heilung, Zuwendung, Nähe. Wort und Tat sind bei ihm untrennbar. Diakonie ist gelebte Verkündigung – das Evangelium wird greifbar in der Fürsorge für Leib und Seele. Armut ist kein Problem für Jesus. Im Gegenteil. Mit Vorliebe wählte er Menschen aus, die nach den Maßstäben dieser Welt armselig oder Versager waren.

Angesichts der Nahrungsknappheit sind die Jünger zunächst überfordert. Sie sehen weg und raten, die Menschen in die Dörfer zu schicken, damit sie sich selbst etwas besorgen. Fast reflexartig, wie viele von uns, wollen sie ihre Verantwortung „wegorganisieren“. Jesus aber sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Damit stellt er die Jünger in die Verantwortung. Nicht, weil sie selbst genug hätten, sie haben ja nur fünf Brote und zwei Fische. Aber genau das ist das Prinzip der Diakonie: Nicht das Haben zählt, sondern das Teilen. „Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt“, ist ein einfaches Prinzip, das nur dann dem Evangelium entspricht, wenn wir das, was wir haben, zuerst Jesus zur Verfügung stellen. Deshalb beginnt die Brotvermehrung mit einem Gebet. Nur wenn Er das Unsrige segnet und wandelt, werden alle satt. Jesus überfordert die Menschen nicht, aber er fordert die Bereitschaft, das Wenige in seine Hände zu legen.

Diakonie ist so verstanden Mitarbeit am Wunder. Jesus wirkt das Wunder,  aber er tut es nicht allein. Die Jünger oder wir werden einbezogen, d.h. sie (wir) müssen die Speisung organisieren, das Brot austeilen, die Reste einsammeln. Was klein beginnt, wird unter Jesu Segen zur Fülle für alle. Das ist diakonisches Handeln in der Nachfolge Jesu: Sehen, wo Menschen hungrig sind,  nicht nur nach Brot, sondern auch nach Anerkennung, Liebe,  Nähe oder Schutz.

Aus Diakonie wird Eucharistie

Jesu Aufforderung: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ ruft Menschen heraus zur Bereitschaft des Vertrauens und Mitwirkens. Die Brotvermehrung ist auch ein Aufruf für heute. Wo Pfarreien und Gemeinschaften Mittagstische anbieten, Wohnungslose aufnehmen, Kindern Hausaufgabenhilfe geben oder Alten zuhören, dort geschieht Speisung der Fünftausend heute. Diakonie ist keine „Nebensache der Kirche“, sondern ein Ausdruck ihrer Mitte: Christus, der gibt. Christus, der heilt. Christus, der durch uns handelt. Wo Menschen denken: „Wir haben nicht genug“, sagt Jesus: „Gebt, was ihr habt.“

Lukas verknüpft die Speisung der 5000 stark mit dem Sakrament der Eucharistie. Auch die christliche Gemeinde lebt von dem Brot, das Christus gibt. Die Handlung Jesu verweist auch auf das Sakrament als Nahrung für den Weg zu Gott. Fronleichnam ist das Fest des „Leibes Christi“. Das gewandelte Brot in Form der Hostie steht als das Brot des Lebens, das Jesus gibt. So wichtig, wie das Brot als Grundnahrungsmittel für unseren Leib, so wichtig ist Jesus Christus, der Sohn Gottes, für unsere Seele, das heißt für unser ewiges Leben. Aus dem Brot des Lebens ist ein Sakrament der Einheit und Gemeinschaft mit Gott und Mensch geworden, ein Symbol, das über das hinausweist, was es darstellt.

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