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Zur Mitarbeit berufen

Kommentar zum 14. Sonntag im Jahreskreis von Renée Schmit (6.7.2025)

Wer sich am 14. Sonntag im Jahreskreis C auf das Lukasevangelium einlässt, stellt fest, wie Jesus seine Mission, die er vom Vater bekommen hat, nicht als eine ‘One-Man-Show’ angehen möchte, sondern die Verantwortung mit einem erweiterten Jüngerkreis teilen will. Damit ist Jesus, der Sohn Gottes, bereit, Macht abzugeben. Scheinbar findet er neben seinen engsten Vertrauten noch zweiundsiebzig andere, die sich in seinem Geist auf den Weg rufen lassen. Männer oder auch Frauen? Der Text liefert uns dazu keine näheren Details. Wir erahnen jedoch vieles. Die von Jesus Berufenen werden zu zweit ausgesendet, um in alle Städte und Ortschaften zu gehen, in die Jesus selbst gehen wollte. Vielleicht hätte er aus eigenem Temperament gerne allein agiert. Nach dem Motto: Dazu bin ich doch hier. Das kann ich doch am besten. Das ist mein spezifisches Aufgabenfeld. Hier bin ich gefragt. Doch in der Lebensgemeinschaft mit seinem Vater und den Menschen lernt er, auf andere zu vertrauen, und weitet so seinen Blick aus Liebe, damit das Reich Gottes wachse.

Vielleicht erinnerte der gläubige Jude Jesus sich auch an die bekannte alttestamentliche Stelle aus dem Buch Exodus, wo der Schwiegervater des Mose, Jitro, nach dem Auszug aus Ägypten und im Anblick der ihm anvertrauten Herde, zu ihm sagt, dass er seine Taktik ändern muss, wenn er im Dienst des Lebens stehen möchte: ‘Es ist nicht gut wie du das machst. So richtest du dich selbst zugrunde und auch das Volk, das bei dir ist. Das ist zu schwer für dich; allein kannst du das nicht bewältigen.’ (Ex 18,18ff) Die Leitungsaufgabe, mit der er von Gott her betraut wurde, die Mission, die ihm ins Herz gebrannt wurde, fordert nicht nur Mose heraus, sondern auch die Person Jesu. Auch er steht vor der Entscheidung, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, oder seine Mission von vielen schultern zu lassen.

Dazu ermutigt Jesus zunächst seine Zuhörer durch die Berufung der Vielen und fordert sie dann auf, die Anliegen der Ernte mit ihren reifen Früchten und dem Mangel an Arbeitern im Gebet vor den Herrn zu tragen, damit Gott selbst agiere und eingreife. Die Frage stellt sich auch für uns:  Glauben wir letztlich noch, dass Gott auch in unseren Tagen noch Potenzial in seiner Kirche sieht, wo es an vielen Stellen nur noch Probleme, Personalmangel und finanzielle Engpässe zu geben scheint?

Gerade jetzt, wo die Kirche Luxemburgs vielerorts vor konkreten Herausforderungen steht, braucht es neben dem pastoralen Einsatz auch die nötige Gelassenheit im Vertrauen auf Gott, dass er uns nicht einfach unserem Schicksal überlässt, sondern bereits am Werk ist und auch neue Menschen zur Mitarbeit ansprechen möchte. Bedenken wir dabei mit Madeleine Delbrêl, dieser exemplarischen Jüngerin Jesu, die uns aus nachkonziliarer Zeit zum Vorbild für die Mission gelten kann, dass ‘Jesus uns nicht dazu verpflichtet, die Menschen zu bekehren, sie zum Glauben zu bringen, denn das hat er sich selbst vorbehalten. … Das einzige Zeugnis, das er unserem Leben abverlangt, ist das Zeugnis unserer Liebe zueinander. Ohne diese Liebe werden die Menschen nicht zur Einsicht gelangen, dass wir in seinem Auftrag ihnen sagen, was er uns gesagt hat.

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