Hoffnung gegen das Leid dieser Welt
Kommentar zum 33. Sonntag im Jahreskreis von Daniel Graul (17.11.2024)
Das Ende des Kirchenjahres rückt näher. Und wieder einmal herrscht in den liturgischen Texten Weltuntergangsstimmung. Und auf den ersten Blick wird uns hier viel zugemutet. Wir sprechen hier von der Apokalyptik.
Die liturgischen Texte an diesem Sonntag sprechen vom jüdischen Volk, das in schwerer Bedrängnis war. Damals gab es fremde Mächte, die das Land beherrschten. Es war eine Zeit der Verfolgungen, der Kriege und der Zerstörungen. Auch im Jahre 70 nach Christus wurde Jerusalem und der Tempel zerstört. In allem war es eine politische und religiöse Katastrophe, die alles in Frage stellte.
Es werden Menschheitserfahrungen angesprochen, die die Menschheit immer wieder macht. Kriege und Katastrophen. Welten gingen unter und wurden wieder aufgebaut, bis in unsere Gegenwart hinein.
So verdunkelt sich auch heute das Leben so vieler Menschen durch Einsamkeit. Auch die Sterne am Himmel sind nicht mehr greifbar, da viele Träume der Menschen sich in Luft auflösen durch Ungerechtigkeit, Krankheit und Schicksalsschläge. Ich denke an die Kriege, Umweltkatastrophen und Hungersnöte unserer Zeit. Und ich weiß von vielen Menschen, die leiden und deren Leben sich schlagartig verändert hat.
Das Evangelium will uns heute ermutigen, nicht aufzugeben. Wir sind eingeladen, Gott immer wieder neu in unser Leben einzulassen und uns von ihm ermutigen und leiten zu lassen. Jesus will uns Hoffnung schenken und uns aus der Angst und Furcht herausreißen, die uns doch so oft lähmt.
Wir Christen hoffen auf die Präsenz Jesu, besonders dann, wenn die Nacht in unser Leben eintritt. Denn besonders dann gilt uns sein Versprechen: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20). Dieser Gedanke passt auch gut zum Propheten Daniel. Denn der hebräische Name ‚Daniel’ heißt übersetzt: Gott ist mein Richter. Hierin erkenne ich die Botschaft, dass Gott uns immer wieder aufrichten will. In Gottes Wort wie auch im Leben von Jesus finden wir so viel Trost, der uns helfen wird, nicht aufzugeben.
Der blühende Feigenbaum im Evangelium steht für das Leben in seiner Blüte. Unser Leben blüht dann auf, wenn wir untereinander Menschlichkeit leben, einander verzeihen und solidarisch sind. Auch hier bietet das Evangelium uns so viel Potential, wie wir das Leben neu zum Blühen bringen können. Keine Katastrophe soll uns daran hindern, uns immer wieder neu für das Leben und das Miteinander einzusetzen. Darin sehe ich Zukunft.
An diesem Sonntag begeht die Kirche auch den Welttag der Armen. Wir sind eingeladen, mit Zärtlichkeit, Nähe und Mitgefühl auf die Armen zuzugehen. Auch wir gehören in einer gewissen Hinsicht zu den Armen. Wir sind immer wieder darauf angewiesen, in unserem Leben Trost, ein gutes Wort, Beistand, Empathie und eine Hand, die uns hält, zu empfangen.
So möge jeder von uns mit Gottes Hilfe Licht und Hoffnung in diese Welt bringen. Nicht Untergangsstimmung sondern Auferstehungsstimmung!