Kein Rumeiern, sondern klare Sprache
Kommentar zum 26. Sonntag im Jahreskreis von P. Théo Klein SCJ (29.9.2024)
Das Evangelium dieses Sonntags versteht sich als Gewissenserforschung, wie wir als Christen uns dem Lebensalltag stellen. Es geht um Leben in unserer Gesellschaft wie auch um Herzensbildung. Es ist ein Faktum, dass wir Menschen begegnen, die Gutes tun, sogar Heil vermitteln, ohne dass sie sich ausdrücklich zu Christus bekennen. Es ist bemerkbar, dass Jesus ihnen dies nicht verwehren will. Er stellt sich klar gegen Fanatismus und gegen die Versuchung einer Ausschließlichkeit im kleinen überschaubaren Bereich der Jünger. Jesus spricht Worte, die wir uns in der heutigen kirchlichen Situation zu eigen machen müssen: „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns“. Es geht um eine menschliche Solidarität, die über jene hinausreicht, die sich Christen nennen. Natürlich liegt es an uns Christen immer treu zu bekennen, dass der Geist Gottes das Wollen und Vollbringen schenkt. Aber zugleich müssen auch wir immer wieder bekennen, dass wir die Grenzen nicht kennen, innerhalb derer der Heilige Geist wirkt. Dies soll auch ein Trost sein, wenn in unseren Familien Menschen, deren Lebensweg zwar edel, ethisch gut war, aber nicht Christen waren oder sich von Christus und der Kirche oft auch aus irdisch-materiellen Gründen, entfernt haben. Der Gnadenschatz der Kirche gibt auch jenen die Kraft Gutes zu tun, die sich nicht voll zu ihr bekennen. Christi Urteil beim Jüngsten Gericht liegt Gott sei Dank nicht in unserer Entscheidungsmacht.
Ein anderes bedeutsames Wort spricht Jesus für jene Situationen, wo in uns selbst Ärgernisse, Versuchungen aufsteigen. Jesus spricht in diesem Zusammenhang sehr deutlich von der Hölle, die wir uns aber selber bereiten, der wir aber auch ausweichen können. Jesu Worte sind hier äußerst deutlich. Bei Jesus gibt es kein Herumreden, kein Rumeiern, kein pastorales Abschwächen. Jesus psychologisiert nicht. Vielmehr sagt er klar und deutlich, wer mit der Sünde spielt, ja auch noch wer andere dazu verführt, der bereitet sich schon die Hölle, hier auf der Erde, aber ebenso für die Ewigkeit. Warum? Die Sünde wird in der biblischen Heilsbotschaft niemals bagatellisiert, weil Gott diese als Nein zu ihm ernstnimmt. Jesus spricht hier eine leidvolle Erfahrung an, die uns in unserem Leben immer wieder begegnet. Wir verdrängen allerdings diese Erfahrung allzu oft, anstatt sie wahrzunehmen, um an uns mit Gottes Hilfe zu arbeiten.
Wir erkennen immer wieder diesen Widerspruch in uns selbst, „Denn das Gute, das ich will, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Röm 7,19). Auf der einen Seite geht es um das Gute, den Willen Gottes und anderseits um unsere menschliche Begrenztheit, unsere Begierden, unsere Hinneigungen. Die Augen des Herzens streben nach Licht, doch die Augen des Leibes suchen oft die Finsternis. Jesus nennt beispielhaft den Fuß, die Hand und das Auge. Es sind Glieder, die als Gabe Gottes zu verstehen sind und Fähigkeiten haben, dem Leben zu dienen. Sie sind von Natur aus nicht böse. Jesus bringt zum Ausdruck, dass nichts in uns von vornherein verurteilt wird, weder unsere Leiblichkeit, noch unseren Geist, noch unser Herz. Jesus macht uns vielmehr darauf aufmerksam, dass all dies aber auch gegen uns auftreten kann, weil es in unserem freien Vermögen steht. Immer wieder müssen wir uns die Frage stellen: Wer ist eigentlich der Herr über uns, unsere Triebe, unsere noch so guten Fähigkeiten? Folgen wir der liebevollen Mahnung Jesu, dass Gott der Herr unseres Lebens ist und bleibt.