Tut, was er euch sagt!
Kommentar zum 2. Sonntag im Jahreskreis von Sr Danièle Faltz (19.1.2025)
Am Sonntag werden wir in der Eucharistiefeier das Evangelium von der Hochzeit in Kana hören. Diese Erzählung von Johannes ist sehr vielschichtig und voller Symbolik. Es war nämlich „am dritten Tag“, eine Anspielung an die Auferstehung; es geht um Wein, ein wichtiges Symbol für die Verbindung zwischen Gott und Mensch. Schon im Alten Testament hütet und pflegt Gott sein Volk Israel wie der gute Winzer seinen Weinberg, im Neuen Testament wird das Leben in der Ewigkeit Gottes verglichen mit einem Festmahl oder einer Hochzeit, wo der Wein in Fülle fließt.
Die Hochzeit, Ausdruck der tiefen Liebe zwischen Menschen, steht immer wieder als Symbol für die einzigartige Bindung Gottes an sein Volk. Jesus sagt von sich: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“; schließlich wählt er das Zeichen des Weines, um den Menschen für immer seine Gegenwart zu vermitteln. In Brot und Wein können wir Christen unseren Herrn mit seinem ganzen Wesen in uns aufnehmen. So wird das erste Zeichen Jesu in Kana verbunden mit dem ewigen Zeichen, das Jesus uns hinterließ, als seine Stunde gekommen war: die Eucharistie, in der die Fülle seiner Liebe überall in der Welt gefeiert wird.
In den meisten Kommentaren zu diesem Text wird kaum auf die Rolle der Diener hingewiesen Wie es bei guten Dienern selbstverständlich ist, sind und bleiben sie unauffällig. Sie taten, was Maria ihnen aufgetragen hatte. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass sie innerlich geflucht haben, als Jesus ihnen befahl, 600 Liter Wasser herbeizuschleppen. 600 Liter, das sind 60 schwere Eimer! Und vielleicht waren sie noch mehr verärgert, als er dann befahl, das bereitgestellte Wasser dem Kellermeister zum Schmecken anzubieten. Das war schon eine echte Zumutung.
Und doch: hätte Jesus das Wasser in Wein verwandeln können, ohne ihr Zutun?
Die Aufgabe der Diener in diesem Text ist vergleichbar mit unserer Aufgabe in Kirche und Welt, im Kleinen und im Großen. Wir sind nicht Gott, wir brauchen nicht alle Probleme der Mitmenschen und der Welt zu lösen, wir haben nicht den Auftrag, die Welt zu retten. Die Diener bringen das Wasser, Jesus gibt den Wein. Sie schaffen die Bedingungen, er schafft das Wunder. Im Kana-Evangelium wird klar, was uns zukommt: „Tut, was er euch sagt!“ Wir sollten aufmerksam hinhören und dann tun, auch wenn der Auftrag uns wirklich etwas zumutet.
Die Rolle der Diener ist nicht herunterzuspielen. Wenn Gott in unserer Welt etwas bewirken soll, dann auch dadurch, dass wir Menschen das uns Mögliche dazu beitragen. Das geschieht zu 99% in sehr einfachen Diensten durch Menschen, die weder auffallen noch geehrt werden, die sich in meisten Fällen ihrer eminent wichtigen Rolle überhaupt nicht bewusst sind, die sich vor allem nicht selbst in den Mittelpunkt stellen.
Ist es nicht tröstlich zu wissen, dass der allmächtige Gott eigentlich ohnmächtig ist, wenn wir Menschen ihm nicht zuarbeiten? Er respektiert unsere Freiheit und will bewusst angewiesen sein auf die Mitarbeit der Menschen, so wie Jesus die Diener brauchte, um das Wasser zu bringen. Ist es nicht tröstlich, dass wir einfache Wasserbringer sind und dadurch Mitarbeiter Gottes werden in der Friedensarbeit, im Aufbau gerechterer Strukturen, in allen Solidaritätsaktionen und in unserem gewöhnlichen Alltag, in den Familien, im Beruf, im Umgang mit unseren Mitmenschen. Gott macht nichts ohne uns. Ist es nicht auch tröstlich, dass Gott Wein in Fülle fließen lässt, um den Überfluss seiner Liebe für uns auszudrücken!
Ja, lassen wir Gott Gott sein, geben wir ihm in allem den ersten Platz, nehmen wir uns selbst nicht zu wichtig! Dann behalten wir auch in problematischen Situationen den inneren Frieden, denn Gott schafft Wunder dort, wo wir keinen Ausweg sehen. Und wir können mit Demut (Dien-Mut) und in der Freude dazu beitragen, dass Gottes Liebe in Fülle geschenkt wird.