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Unfriede herrscht auf der Erde …

Kommentar zum 25. Sonntag im Jahreskreis von Milly Hellers (22.9.2024)

„Unfriede herrscht auf der Erde, Kriege und Streit bei den Völkern,
und Unterdrückung und Fesseln zwingen so viele zum Schweigen…“

Diese Worte von einem kirchlichen Friedenslied sind eine passende Kurzfassung der biblischen Texte von diesem 25. Sonntag.  Woher kommen Kriege bei euch…? fragt der Verfasser des Jakobusbriefes. Seine Frage beantwortet er zum Teil selbst mit treffenden Worten: „Ihr begehrt und erhaltet doch nichts. Ihr mordet und seid eifersüchtig und könnt dennoch nichts erreichen. Ihr streitet und führt Krieg… Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Leidenschaften zu verschwenden.“

Leider sind diese Worte bis heute hochaktuell – in den Finanzkrisen, militärischen Gewalten und politischen Ausbeutungen unserer heutigen Welt, in der besonders die „Kleinen“, die Kinder, Flüchtlinge, Alte, Kranke, Arbeitslose, wegen Religion oder Nationalität Verfolgte… hilflose Opfer sind.  Die kriegsführenden Machthaber leben in ihren Palästen und die anderen krepieren auf der Flucht und in den Kriegsgebieten. Diese biblischen Worte sind bis heute zutreffend in vielen Weltgeschehen, aber – leider – manchmal auch in unserem eigenen Umgang mit anderen Menschen.

Auch Jesus blieben schmerzliche Erfahrungen nicht erspart. Er war mit seinen Jüngern unterwegs und erklärte ihnen, was auf ihn zukommen wird, dass er ausgeliefert und getötet, aber am dritten Tage auferstehen wird. Und was tun daraufhin seine Jünger… ? Jesu Sorge scheint sie nicht zu berühren. Sie sind weder betroffen noch entsetzt, über das was er ihnen anvertraut hat. Nein, ihre einzige Sorge ist, wer denn von ihnen der Größte sei…? Stellen wir uns die Einsamkeit Jesu vor gegenüber diesen, seinen „Freunden“, denen er doch so vieles anvertraut hatte.

Dennoch bleibt Jesus souverän – aber mit einer klaren Botschaft. Er stellt ein Kind in ihre Mitte und sagt: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den der mich gesandt hat.“ Jesus stellt ein Kind in ihre Mitte, ein Kind das Zeichen totaler Unschuld und Abhängigkeit ist. Er sagt uns, dass wir somit in jedem Kind, in jedem Armen, Kranken, Machtlosen, Flüchtling … nicht nur IHN begegnen, sondern auch DEN, der IHN gesandt hat.

Alle Menschen wurden als Kind, nackt und abhängig in diese Welt geboren. Niemand wählte seine Familie, sein Herkunftsland, seine Hautfarbe, seine Kultur... Niemand brachte bei der Geburt irgendetwas mit.

Eines Tages werden wir alle diese Welt wieder verlassen – nehmen aber auch bei dieser „Neugeburt“ nichts mit – hat der letzte Rock doch keine Taschen. All das Gesparte, Erbeutete, Eroberte, alles bleibt hier! Warum aber ist dann so viel Streit, Krieg, Ausländerfeindlichkeit und Ungerechtigkeit in dieser Welt – und manchmal auch unter uns?  Rumort es nicht manchmal auch in unserem Innern: Wieso hat er dies oder das bekommen – und nicht ich?

Im oben zitierten Friedenslied heißt es im Kehrvers: Friede soll mit euch sein, Friede für alle Zeit! Nicht so wie ihn die Welt euch gibt, Gott selber wird es sein! Vielleicht hat all das auch mit unserem manchmal unbewussten Glauben an die „vielen anderen Götter“ zu tun, deren Namen dann Neid, Macht, Egoismus, Überheblichkeit, Reichtum, … sind.

Jesu Worte an seine Jünger sollten den Mächtigen dieser Welt – aber auch uns – eine Lehre sein: Wer der Erste sein will, der soll der Letzte von allen – und der Diener aller sein. Diese Worte Jesu übersteigen unsere Möglichkeiten. Wir wissen - allein können wir das nicht. Möge ER uns helfen, den Weg und die nötigen Schritte dazu in Familie, Gesellschaft und Politik zu erkennen – und dementsprechend zu handeln, damit in unserer Welt endlich dieser Friede, wie ER ihn will, kommen kann.

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