Weihnachten im Abseits!?
Kommentar zu Heilig Abend von Marie-Christine Ries (24.12.2024)
Ein Kind geboren im Stall, weil in der Herberge kein Platz war. Die Familie wohnhaft in Nazareth, und für einige Tage in Bethlehem, um sich in die Steuerlisten eintragen zu lassen. Das Kind kommt dort zur Welt.
Nicht irgendein Kind. Die Botschaft des Engels lautet: es ist „der Retter, der Christus der Herr.“ Ein Retter in Windeln gewickelt in einer Krippe.
Diese Geburt findet abseits der Stadt Bethlehem statt, abseits von Jerusalem, dem religiösen Zentrum der Juden und erst recht abseits von Rom, dem politischen Zentrum der damaligen Welt.
Die ersten, die von dieser Geburt erfahren, sind Hirten. Menschen am Rande, deren schwieriges Leben im Abseits des gesellschaftlichen Geschehens stattfindet.
Wieso kommt der Engel zu den Hirten? Wäre es nicht passender zuerst die politischen oder religiösen Autoritäten zu informieren?
Was zeichnet die Hirten aus? Verfügen sie über die besseren Voraussetzungen, Hilfe anzubieten, da sie in der Nähe sind und mit Milch und Decken aushelfen können?
Kann es nicht sein, dass Gott von Anfang an deutlich macht, dass das Kind, wenn es erwachsen ist, vor allem auf der Seite der Ausgegrenzten, der Kranken, der Armen stehen wird? Und damit deutlich macht, dass es bei Gott kein Abseits gibt.
Die Geburt des Kindes in Bethlehem ist Grund zur Freude und zur Dankbarkeit. Freude und Dank, dass Gott uns Menschen so sehr liebt, dass sein Sohn Jesus einer von uns wird. Sein Leben ist gezeichnet von der Liebe und Menschfreundlichkeit Gottes gegenüber jedem Menschen. Die Herzlichkeit und Freude, welche an Weihnachten spürbar ist, sei es in den Familien, in den Gottesdiensten, beim „Noël de la rue“ oder anderswo, sind für Christinnen und Christen eine „Verlängerung“ der Liebe Gottes, die sich in der Menschwerdung Jesu zeigt. Gottes Liebe und Solidarität zu uns Menschen, findet ihren Ausdruck in der gelebten Solidarität mit anderen Menschen.
Manchmal höre ich Klagen, dass die Kirche keinen großen Platz mehr in der Gesellschaft hat. Dass sie Ins Abseits gerät. Ist Ihr Platz nicht auch dort, bei den Menschen, die am Rande oder an der Schwelle stehen? Ich bin dankbar für die vielen Gesten, Projekte rundum Weihnachten (und nicht nur dann) welche Menschen, die sich ausgeschlossen spüren, mit einbeziehen und wertschätzen.
Dort ist das Kind zu finden, dort hören wir die Botschaft
Ein letztes Wort zur Freude der Engel „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ Wenn ich Gott die Ehre erweisen, dann stehe nicht ich, meine Familie, mein Land oder Volk im Mittelpunkt. Dann bin ich nicht ängstlich darauf bedacht, mein eigenes Interesse zu wahren. Gott die Ehre erweisen bedeutet nie in seinem Namen Kriege zu führen.
Nur so wird Friede möglich. Friede der mehr ist als kein Gegeneinander, ein Friede, der auf Neuanfang und Versöhnung baut. Ein Friede, den letztendlich Gott allein geben kann.
Weihnachten verändert alles: Gott wird Mensch damit wir unser Menschsein neu entdecken und vertiefen können. Wir werden beschenkt. Frohe Weihnachten.