
P. Bettendorff SJ, ein 400jähriger Missionar mit einer Botschaft für heute
Die Luxemburger Post hat ihm zum 400. Geburtstag eine eigene Briefmarke gewidmet.
Am 25. August 2025 jährt sich zum 400. Mal der Geburtstag des Jesuiten Joannes Philippus Bettendorff (1625-1698), der im 17. Jahrhundert die Amazonasmission der Jesuiten und ihr Protektorat über die indigenen Dörfer gerettet hat. Die Luxemburger Post hat ihm zum 400. Geburtstag eine eigene Briefmarke gewidmet
J.P. Bettendorff wurde in Lintgen, geboren, wo sein Vater Meier der Trierer Abtei St. Maximin war. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, studierte am Jesuitenkolleg in Luxemburg, weiter in Trier und absolvierte ein Jurastudium in Cuneo (Italien). 1647 trat er in Tournai in die gallo-belgische Jesuitenprovinz ein und studierte Theologie in Douai. Danach arbeitete er einige Jahre als Studienpräfekt am Luxemburger Jesuitenkolleg.
1659 wurde Bettendorff zum Priester geweiht und zur Mission in der portugiesischen Kolonie Grão-Pará - Maranhão (heutiges Nord-Brasilien) bestimmt. Nach einem Jahr Aufenthalt in Portugal erreichte er 1661 São Luís do Maranhão, die Hauptstadt seines Missionsgebiets. Dort wurde er bald Nachfolger des Missionsgründers P. Antonio Vieira (1609-1697), der den Amazonas in seinen wortgewaltigen Predigten oft als „Almazinhas“ bezeichnete, als den Fluss der unzähligen kleinen Seelen von Indigenen, die dort nach der Ankunft der Europäer durch Krankheiten ihr Leben verloren hatten. Während Vieira bei einem Siedleraufstand ins Mutterland ausgewiesen wurde, konnte sich Bettendorff verstecken und die Mission neu aufbauen. Er stieg schnell in Verantwortung auf und gründete eine Siedlung an der Mündung des Rio Tapajós: heute Santarém, eine Großstadt am oberen Amazonas
Zwischen 1661 und 1695 entfaltete P. Bettendorff ein vielseitiges Wirken im Norden Brasiliens: Er baute und renovierte Kirchen, gestaltete Altarbilder und prägte den barocken Stil in der Region. Er entwarf u.a. den barocken Hauptaltar der Kathedrale von São Luís. Zudem interessierte er sich für die Kultur und Religion der Indigenen. Als erster Europäer beschrieb er die Guaraná-Pflanze in seiner Missionschronik, er förderte den Kakaoanbau auf den Feldern der Jesuitenschulen und wirkte als Ethnograph. Er schrieb einen zweisprachigen Katechismus in der indigenen Kunstsprache Nhengatú, die die Jesuiten in ihren Kollegien und Schulen zur Umgangssprache Brasiliens entwickelt hatten.
Bettendorff engagierte sich weit über die Mission hinaus. Während eines Aufenthalts in Lissabon 1684–1688 vertrat er als Jurist im Auftrag der Gesellschaft Jesu beim portugiesischen Königshof die Interessen der Indigenen und trug zur Verabschiedung des „Regimento das Missões“ (1686) bei – ein gesetzliches Regelwerk, das bis ins 19. Jahrhundert den Schutz der indigenen Bevölkerung in Brasilien sicherte. Damit rettete er die Amazonasmission der Jesuiten und deren Protektorat über die indigenen Dörfer, die nach zwei Vertreibungen innerhalb von 25 Jahren 1684 kurz davor standen, aufgegeben zu werden.
In seinen letzten Lebensjahren war P. Bettendorff als Chronist des Jesuitenordens tätig. Er schrieb sein Hauptwerk „Cronica da missão dos padres da Companhia de Jesus no Estado do Maranhão“, das der Senat von Brasilien 2007 zum dritten Male editiert hat. Sie ist heute eine wichtige primäre Quelle nicht nur über ihn selbst, sondern auch über die Amazonasmission und Amazonasgeschichte. Am 5. August 1698 verstarb P. Bettendorff in Belém am Amazonas und hinterließ ein bemerkenswertes interdisziplinäres Erbe, das jedoch lange im Verborgenen blieb.
Vermächtnis von P. Bettendorff
Der Komponist Wilson Dias da Fonseca (1912–2002) aus Santarém, den Papst Johannes Paul II. Ende der 1970er Jahre, aus Dank für eine Komposition, nach Rom eingeladen hatte, „entdeckte“ in den vatikanischen Archiven die Bedeutung des Jesuiten J.P. Bettendorff als Stadtgründer von Santarém wieder. 1981 errichtete Santarém ihrem Stadtgründer ein Denkmal und stiftete die „Medalha Padre João Felipe Bettendorf“, die jährlich am Ankunftstag Bettendorffs, dem 22. Juni, für besondere Verdienste an einen Stadtbewohner verliehen wird. Erster Preisträger war Fonseca selbst.
Als Großherzog Henri im November 2007 den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva besuchte, erinnerte er ihn in Brasilia daran, dass es ein Luxemburger Jesuit war, der die heutige Nationalpflanze Brasiliens, Guaraná, entdeckt hatte. Die Kenntnisse des Großherzogs stammten vom Historiker und Steyler Missionar Karl-Heinz Arenz SVD aus der Eifel, der zwischen 2005 und 2007 an der Sorbonne in Paris mit einem Stipendium der Luxemburger Regierung eine Doktorarbeit über P. Bettendorff verfasste (De l'Alzette à l'Amazone). Arenz lehrt heute Geschichte an der Universität in Belém do Pará und versteht seine wissenschaftliche Arbeit als Teil der Spiritualität der Steyler Missionare: Kulturen respektvoll zu begegnen und zu verstehen. Er selbst hatte zuvor viele Jahre unter den einfachen Menschen in Amazonien gearbeitet und die enge Verbindung der dortigen Bevölkerung mit der Natur und ihrer Geschichte hautnah erlebt.
Bettendorff gilt bis heute als eine prägende Figur: Seine Chronik der Amazonasmission ist eine Schlüsselquelle der brasilianischen Geschichtsschreibung. Selbst politische Grenzen wurden mit Verweis auf dieses Werk bestimmt – so etwa im Streit Brasiliens mit Frankreich um das Gebiet Amapá im Jahr 1900. Heute beschäftigen sich mehrere Universitäten intensiv mit P.Bettendorff: Vor allem die Universidade Federal do Pará (Belém) – Heimatuniversität von Prof. Arenz und die UNISINOS in São Leopoldo/Rio Grande do Sul – dort untersucht der Jesuit Sidney Luiz Mayer SJ Bettendorffs Verhältnis zu seinem berühmten Ordensbruder António Vieira. Auch die Universität Luxemburg veranstaltete zwei internationale Symposien (2010, 2022) zu Globalgeschichte, Mission und P. Bettendorffs Rolle. Auch an anderen Universitäten entstanden Dissertationen zu seinem Denken und Wirken.
P. Bettendorffs Erbe reicht von naturkundlichen und ethnologischen Erforschungen, über architektonische und künstlerische Werke bis hin zu gesetzlichen Initiativen zum Schutz der Indigenen. Er war nicht nur Missionar, sondern auch Brückenbauer zwischen Europa und Amazonien, zwischen Recht, Religion, Kultur und Wissenschaft. Mission war für ihn weit mehr als Seelsorge: Er war Missionar, Künstler, Wissenschaftler, Chronist und Fürsprecher der indigenen Bevölkerung zugleich – und bleibt dadurch auch für die Moderne eine inspirierende Figur.
P. Bettendorff gilt auch als der erste Luxemburger in Brasilien. In den letzten Jahren haben 35.000 Nachkommen von Luxemburger Auswanderern in Brasilien wieder einen Luxemburger Pass bekommen, viele sind auch bereits nach Luxemburg übergesiedelt. Für diese Menschen, die oft wenig über Luxemburg wissen, könnte P. Bettendorff mit seiner damals schon fortschrittlichen Einstellung zur ökologischen und menschenrechtlichen Amazonasproblematik eine ideale Identifikationsfigur werden. Das zumindest glaubt der Luxemburgisch-brasilianische Journalist Aldem Bourscheit, der einer der größten Amazonaskenner in Brasilien ist.
Eine Briefmarke zum Geburtstag
P. Bettendorff wurde im Entstehungsjahr der Oktav 1625 in Lintgen geboren, später hat er einige Jahre auch am Kolleg der Jesuiten in Luxemburg gelehrt. Die Luxemburger Marienfrömmigkeit hat ihn auch in Brasilien geprägt. Viele Historiker sehen ihn als Urheber des „Cirio de Belém“, der heute mit 2 Mio. Teilnehmern größten Marienwallfahrt der Erde in Belém/Amazonien. In dieser Stadt hat Bettendorff die meiste Zeit gewirkt, dort wurde er auch begraben. Ein Denkmal für ihn errichtet hat aber die Stadt Santarém, als dessen Gründer er gilt.
Dieses Denkmal dominiert seine Briefmarke, als Ersatz für ein Bild von ihm, das es nicht gibt. Den Hintergrund der Briefmarke ziert die Amazonaskarte seines Mitbruders Samuel Fritz SJ, mit dem Flussabschnitt zwischen Tapajós (Santarém) und Pará (Belém), wo Bettendorff gewirkt hat. Auch das Amapá Gebiet bei Cayenne, nördlich des Amazonas, das Bettendorff als einer der ersten bereist hatte, ist auf der Karte abgebildet. P. Bettendorf hatte als Missionsoberer der Jesuiten in Maranhão 1691 beim portugiesischen König die Freilassung seines aus Trautenau/Böhmen stammenden Mitbruders P. Samuel Fritz SJ. (1654-1725) erwirkt, der Mitglied der spanischen Ordensprovinz Quito war. Er hatte als erster den Amazonas in einem Kanu von der Quelle bis zur Mündung befahren, um eine exakte Kartographierung der Amazonasregion vorzunehmen, und war dabei in Belém als spanischer Spion verhaftet worden. Am rechten Rand ist auf der Briefmarke auch die Guaranápflanze zu sehen, die Bettendorff als erster Europäer entdeckt hatte. In der Hand hält P. Bettendorff seine Chronik, sein wichtiges geschriebenes Werk, das ihn bis heute zu einer wichtigen Figur der Geschichte Brasiliens macht.
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