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Jesus nachfolgen
Der Kommentar zum 13. Sonntag im Jahreskreis von Patrick Muller (30.6.2019)
In der vergangenen Woche habe ich viel über meine Berufung nachgedacht. Vor 20 Jahren, am 26. Juni 1999, bin ich mit vier weiteren Mitbrüdern zum Priester geweiht worden. Das Evangelium berichtet diesen Sonntag von drei unterschiedlichen Begegnungen Jesu mit Männern, die ihm nachfolgen möchten. Dies passiert als Jesus auf dem Weg nach Jerusalem ist. Was ihn dort erwartet, wissen seine Jünger noch nicht. Ich bin mittlerweile schon ein großes Stück Weg mit Jesus gegangen, weiß aber auch nicht, was mich auf diesem Weg noch erwartet.
Unbehaust
Dem ersten Mann, der ihm seine Bereitschaft ausdrückt ihm überall zu folgen, antwortet Jesus, dass er keinen Ort hat, wo er das Haupt niederlegen kann. Soeben sind sie in einem samaritischen Dorf nicht aufgenommen worden. Anders als sogar die Füchse und Vögel hat derjenige der Jesus nachfolgt weder eine Familie noch ein Haus, welche ein Nest bieten, wo er sich verkriechen könnte. Als Jünger Jesus sind wir mit ihm unterwegs, unbehaust, bis wir in Gott unsere Heimat finden.
Folge mir nach
Mit diesem sehr direkten Ruf in die Nachfolge spricht Jesus einen anderen an. Mir persönlich war es nie angenehm, wenn mich jemand so direkt auf meine etwaige Berufung zum Priester angesprochen hat. Für andere ist es möglicherweise genau das Richtige, um sie für einen kirchlichen Dienst in Bewegung zu setzen. Die Bitte zuerst heimgehen und den Vater begraben zu dürfen gefällt Jesus nicht. Er antwortet mit dem provozierenden Satz „Lass die Toten ihre Toten begraben“. Was ihn vor allem stört ist das Wort „zuerst“. Am Ende der Bergpredigt sagt er nämlich: Suchet zuerst das Reich des himmlischen Vaters (Mt 6,33). Manche Menschen finden den Weg, den Gott ihnen zugedacht hat nicht, weil sie noch zu sehr an ihrem Vater oder an ihrer Mutter hängen. Der Weg der Nachfolge ist ein Weg des Lebens. Familiäre Bindungen dürfen das nicht verhindern. Ich bin meinen Eltern für die großzügige Freiheit, die sie mir immer gelassen haben, sehr dankbar.
Blick nach vorn
Das dritte Bild der Nachfolge ist mir besonders sympathisch, weil es mich an die entscheidende Zeit kurz vor meinem Eintritt ins Priesterseminar erinnert. Ich will Dir nachfolgen Herr, aber ... . Abschied nehmen fällt immer schwer. Ich möchte, dass meine Verwandten und Freunde den Weg verstehen und womöglich auch gutheißen, für den ich mich entschieden habe. Was werden die bloß von mir denken, wenn ich auf einmal so eine radikale Kursänderung in meinem Leben einschlage? Nie werde ich den Augenblick vergessen, wo ich meine Eltern bat in unserer kleinen Küche Platz zu nehmen, weil ich ihnen etwas mitzuteilen hatte. Ich hatte einen tiefen Frieden im Herzen und wusste, dass ich damit die Hand an den Pflug legen und nicht mehr zurückschauen würde.
Liebst Du mich?
Jesu Weg endete nicht am Kreuz. Er hat den Tod überwunden und ist den Jüngern erschienen. Diese Frage, die der Auferstandene Petrus dreimal am See von Tiberias gestellt hat, steigt gelegentlich in meinem tiefsten Innern auf. Manchmal stimmt sie mich traurig, weil ich sie mich überfordert, manchmal spendet sie mir aber auch Trost, da sie ein Zeichen ist, dass ER immer noch mit mir auf dem Weg ist.