lb fr pt en de
Jahr C (2021-2022)  
27. Oktober 2022

„Unsere Tage zu zählen, lehre uns …“ (Psalm 90,12)

Kommentar zum 31. Sonntag von P. Théo Klein (30.10.2022)

Regelmäßig gehe ich über Friedhöfe. Die Steine der Friedhofsgräber bleiben stumm. Und doch erlebe ich bei jedem Grab eine lebendige Geschichte, einmalig, unverwechselbar. Hier begegnen wir Menschen, die vor uns gelebt haben. So manche haben im Stillen, im Verborgenen gewirkt, andere haben das öffentliche Leben wesentlich vorangetrieben. Viele Geschichten könnte man über sie erzählen.

Auf dem Grabstein steht das Todesdatum. Hier auf der Erde werden wir uns nicht mehr wiedersehen. Das schmerzt und macht traurig. Am Anfang der Trauer ist dieser Schmerz über den Verlust eines lieben Menschen sehr heftig. Mit der Zeit wird der Schmerz leiser. Für die Hinterbliebenen ist es wichtig Frieden zu schließen mit dem was nicht gut war und schöne Erinnerungen zu pflegen, aus denen man in Dankbarkeit weiterschöpfen kann.

Ein Friedhofsgang lehrt uns, dass wir alle sterblich sind. Es gibt Menschen, die weichen ihrer eigenen Vergänglichkeit aus, indem sie sich weigern darüber nachzudenken. Aber zum Leben gehört einfach der Tod, an dem niemand vorbeikommt. Sterben und Tod können einen schmerzlich treffen und Angst machen. Es geht darum, das Leben, das sterblich ist, realistisch ins Auge zu fassen. Eine Orientierung und Trost kann uns der Psalmvers 90,12 geben: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir ein weises Herz erlangen.“ Es geht darum, dass wir aus der Tatsache, sterblich zu sein, etwas lernen können. Und zwar etwas Gutes, Lebensförderliches lernen, was als „weise“ bezeichnet ist. Weise bedeutet, dass unser Leben durch unsere Lebenseinstellung und – erfahrung Qualität und Tiefgang bekommt, dass wir Sinn erfahren.

Wie lerne ich meine Tage zu zählen, um weise zu werden? Wenn ich diese Frage persönlich beantworte, dann würde das heißen, dass ich durch meine Sterblichkeit, die ich im Leben nicht ausblenden kann und darf, meine Lebenszeit geschenkte Zeit von Gott ist. Diese Zeit darf ich dankbar annehmen, mit meinen Talenten wuchern und auf den Wegen des Herrn zu wandeln. Gott schenkt uns in seiner Weisung einen Horizont, der weit über unseren eigenen hinausreicht.
Es geht darum, dass ich das Leben mit unseren Mitmenschen teile, besonders jene, „die Armen im Geiste, die Trauernden, die Sanftmütigen, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, die Barmherzigen, die ein reines Herz haben, die Friedensstifter, die verfolgt werden, um der Gerechtigkeit willen“ (Mt 5,3-10).
Der Psalmvers möchte Mut machen, meine Endlichkeit anzunehmen. Wenn ich dieses Gebet verinnerliche, wird mir klar, was vor Gott wichtig ist und was in seinen Augen ewigen Bestand hat. So muss auch mein Leben in dieser Welt, das Werk meiner Hände, das ich heute tue, nicht vergeblich und damit sinnlos sein und bleiben. Unser ganzes Leben - von der Empfängnis bis zum Tod – ist umklammert und eingebettet in die Sanftmut, den Schutz und die Zuversicht Gottes angesichts des Todes!

Entdecken wir Allerheiligen und Allerseelen als Tage der Hoffnung und der Gemeinschaft.

Théo KLEIN s.c.j.
 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu