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Persönliche Kommentare  
4. Mai 2016

Steuern wir auf einen Kuturrelativismus? oder: Kultur relativieren oder bewahren?

Ein Artikel von P. Théo Klein SCJ

Meinen Dank gilt Arbeitsminister Nicolas Schmit, der über Twitter klar und deutlich Stellung bezieht: „Die Burka ist nicht vereinbar mit unseren Werten. Sie degradiert die Würde und die Chancengleichheit der Frauen.“ (LW vom 23/24. April 2016, S. 2) Auch wenn es nach Schätzungen bei uns in Luxemburg um weniger als 20 Frauen bei insgesamt 9000 lebenden Muslimen geht, so bewirkt die Burka in unserer Gesellschaft doch mehr als wir vermuten und hinterlässt Spuren, die oftmals unsichtbar, aber nachhaltig sind. Das Tragen der Burka ist Ausdruck einer anderen Gesellschaft, die die Gleichheit der Geschlechter ablehnt.

Unsere Demokratie erfordert Toleranz, Liberalität und Offenheit, die allerdings keine Einbahnstraße sein darf. In unserer Gesellschaft steht der Einzelne und seine Würde im Mittelpunkt. Zur Würde des Menschen gehört auch die Religionsfreiheit. Allerdings wird der Begriff „Religionsfreiheit“ wie wir ihn verstehen in einem islamischen Land zwangsläufig auf Unverständnis stoßen. Die Burka als Totalverhüllung fördert nach den Worten des Politikwissenschaftlers Hamed Abdel-Samad nicht bloß eine Parallelgesellschaft, sondern vielmehr eine asymmetrische Gesellschaft, die sich auseinanderentwickelt. Das Tragen der Burka sondert die Frauen von der Gesellschaft ab und wirkt letztendlich integrationshemmend. Vielmehr wird dadurch die Mentalität gefördert: „Die da“ und „Wir da“. „Die Guten sind immer wir hier“ und „ Die Schlechten sind immer die da.“ Ordensleute mit ihrer Tracht, sowie Priester in ihrer Priesterkleidung, das Tragen eines Kreuzes oder das Tragen der Kipa bei den Juden kann man auf keinen Fall mit einer Totalverhüllung eines Muslims vergleichen. Dies ist der beste Beweis, dass Religion auch integraler Bestandteil unserer Kultur und Gesellschaft ist.

Die Burka stößt mit Recht bei vielen in unserem Land auf Unverständnis. Wir brauchen selbstständige denkende Menschen, die nicht nur danach fragen, was man tragen darf, sondern auch, ob man es tragen muss. Das Tragen der Burka darf und kann sich nicht unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit verbergen. Hinter der Burka stehen Menschen, die an einer 1200 Jahre alten Tradition festhalten. Heinz Buschkowisky bringt es in seinem lesenswerten Buch „Die andere Gesellschaft“ mit dem Zitat von Ferdinand Lassalle auf den Punkt: „Alle große politische Aktion besteht in dem Aussprechen dessen was ist, und beginnt damit. Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und bemänteln“. Er redet nicht um den heißen Brei herum: „Wir brauchen Menschen, die Persönlichkeiten sind und keine Marionetten mittelalterlicher Riten“.

In Zukunft werden religiöse Auseinandersetzungen zunehmen. Religion gehört zur Kultur, so wie Religionsfreiheit zu den Menschenrechten gehört. Aber Religion darf niemals die Werte einer Gesellschaft zerstören, die sich einsetzt für die Würde des Menschen vom ungeborenen Leben bis zum Lebensende. Dies gilt nicht bloß für die Religion, sondern auch für die Politik. Es ist weder Aufgabe der Religion noch der Politik unsere Kultur zu relativieren noch abzuschaffen!

In Zukunft muss es in Luxemburg auch weiterhin noch erlaubt sein in einer offenen Bürgergesellschaft zu leben, die jedem das Recht gibt sachlich, fair und respektvoll Religions- und Politikkritik zu üben, ohne dass dabei Kritik gleichgestellt wird mit Feindschaft. Letztendlich wollen wir alle einen Weg gehen, wo es den Menschen besser gehen kann.

(Der Artikel wurde erstmalig veröffentlicht am Samstag, dem 30. April, im Luxemburger Wort, S. 24)

Théo KLEIN s.c.j.
 
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