Cedric Latz, du wirst am 18.10. in der Pfarrkirche von Bonneweg zum Diakon geweiht. Stell dich bitte kurz vor. Was zeichnet dich aus? Was hat dich dazu bewegt, den Weg zum Priestertum einzuschlagen?
Mein Name ist Cedric Josef Latz. Ich bin 33 Jahre alt. Ich bin Deutscher und komme aus dem Saarland. Ich bin ein sehr geselliger und froher Mensch. Ich singe sehr gerne und lerne sehr gerne neue Menschen kennen. Mein Wunsch Priester zu werden entstand in der Kindheit, mit sechs Jahren war klar, dass ich Priester werden möchte. Das Geschehen am Altar hat mich schon immer fasziniert, deshalb bin ich Messdiener geworden. Aus der kindlichen Faszination wurde der Ruf Christi, den ich bis heute im Herzen trage.
Du bist während deiner Priesterseminarausbildung von Deutschland nach Luxemburg gewechselt – was hat dich dazu bewogen?
Es war die kirchliche Situation in Deutschland. Ich hatte den Eindruck, dass dort die kirchliche Verwaltung immer mehr ausufert. Das hängt auch damit zusammen, dass die Kirche in Deutschland immer noch viel Geld besitzt und damit auch viele Strukturen unterhält, die die Kirche von ihrer eigentlichen Aufgabe entfernen können, dem gelebten Evangelium. Über den Umweg München, wo ich vier Jahre studiert habe, bin ich durch meine Kontakte zu Luxemburger Seminaristen in Luxemburg gelandet. Luxemburg ist ein absolut säkulares Land, nach der Trennung von Kirche und Staat. Die Kirche hier ist sehr bunt und multikulturell. Ich wollte zudem den Schritt in die Zukunft gehen. Denn auf kurz oder lang wird es der Kirche in Europa so ergehen wie der Kirche in Luxemburg.
Gibt es etwas, das du aus dem Bistum Trier besonders mitgenommen haben – und etwas, das du hier in Luxemburg besonders schätzt?
Ich bin im Bistum Trier großgeworden und auch von der Trierer Kirche und Frömmigkeit geprägt, z. Bsp. von den Trierer Eigenriten z. Bsp. zu Ostern. Aber auch die Trierer kirchlichen Gesänge gefallen mir sehr. An Luxemburg schätze ich sehr das unbürokratische. Was es für mich ganz einfach gemacht hat, Luxemburg als meine neue kirchliche Heimat anzunehmen, ist die Marienverehrung zur Trösterin der Betrübten.
Wie haben Sie sich im Erzbistum Luxemburg aufgenommen gefühlt und eingelebt?
Mein Heimatort Kastel im Saarland ist etwa 100 km von Luxemburg entfernt. Das ist keine große Entfernung, unser saarländischer Dialekt gleicht etwas der Luxemburgischen Sprache. Dennoch war es mir ein großes Anliegen, die beiden anderen Landessprachen, Luxemburgisch und Französisch durch offizielle Sprachkurse zu erlernen. Als Seelsorger muss man auch die Sprache der Menschen sprechen. Ich bin ja nicht direkt ins Luxemburger Priesterseminar gegangen, sondern habe ein halbes Jahr ein inoffizielles und unbezahltes „Praktikum“ in Mersch bei den Priestern Félix Steichen und Tristan Häcker gemacht. Dort habe ich mich nie als Fremder gefühlt, obwohl ich keine offizielle Funktion hatte. Ich wurde ganz herzlich empfangen, das habe ich bei meinem offiziellen Praktikum jetzt am Ende in der Pfarrei Bonneweg auch gespürt.
Du bist sehr vielfältig engagiert – bei der Feuerwehr, im Kirchengesangverein und sogar im Karnevalsverein. Wie verbindest du das mit deinem Glauben?
Meine ganze Familie ist sehr gesellig. Sie sind nicht nur in einem Verein engagiert, sondern in vielen. Das habe ich mit der Muttermilch aufgesogen. So lebe ich auch meinen Glauben im Alltag, auf sehr vielfältige Weise. Für mich bedeutet Glaube nicht einfach nur das Erfüllen der Sonntagspflicht. Der Glaube gehört auch in den Alltag. In all den Vereinen war ich immer auch als ein Gläubiger. Ich war immer auch als derjenige zu erkennen, der Priester werden möchte. Die Menschen hatten immer sehr viel Respekt davor, dass ein junger Mensch diesen Weg heute noch geht. Die Gemeinschaft der Gläubigen geht für mich über die hinaus, die Sonntags in die Kirche gehen.
Ich habe dich auch kennengelernt durch dein musikalisches Talent, als Kantor in der Kathedrale und im Centre Jean XXIII .. Wie kam es dazu und was bedeutet der Gesang und Musik für dich?
Das Talent habe ich sicher von meiner Familie. Schon meine Großeltern waren sehr musikalisch. Jeder spielte ein Instrument oder sang. Auch ich hatte schon immer eine Liebe zur Musik, vor allem auch der klassischen Musik. Deshalb gehörte auch im Priesterseminar Stimmbildung für mich dazu. Überall, wo ich Theologie studiert habe, habe ich auch meine musikalischen Bildung verbessert. Auch jetzt lerne ich Gesang bei Marc Dostert am Konservatorium. Musik ist für mich auch Ausdruck von Gefühl, sie kann mehr als Tausend Worte sagen. Beim Musikhören hatte ich schon oft sehr tiefe religiöse Gefühle. Besonders die Musik von Joh. Seb. Bach begleitet mich täglich. Bach wird gerne auch als der "Fünfte Evangelist" beschrieben, weil er es vermag mit seiner Musik dem Text eine noch tiefere Dimension zu verleihen. Auch der Psalmengesang ist für mich sehr wichtig. In meiner Zeit im Münchener Seminar habe ich jeden Morgen in der Messe den Psalm improvisiert. Dadurch hat sich eine große Liebe für die Psalmen bei mir entwickelt. Augustinus sagte einmal: "Wer singt, betet doppelt." Ich glaube, dass das wahr ist
Du hast dein Pastoralpraktikum in Bonneweg, einer Pfarrei in einem sozialen Brennpunkt gemacht. Was hat dich dort besonders bewegt?
Zuerst war ich überwältigt von den vielen vielen Ehrenamtlichen. Die Pfarrei hat über 200 Ehrenamtliche, die dort in irgendeiner Weise tätig sind, sei es in der Blumenequipe, sei es als Küster, in den Chören oder in der Sozialequipe oder auch als Messdiener. Es gibt enorm viele Freiwillige. Das war mein erster sehr positiver Eindruck, weil ich das vorher noch nie so erlebt hatte. Zuvor kannte ich Ehrenamt nur als "Sitzungsamt", wo man sich z.B. im Pfarrgemeinderat einmal im Monat zu einer Sitzung trifft.In Bonneweg habe ich gelebten Glauben erlebt. Allerdings gibt es in Bonneweg auch viele soziale Not, weil es in der Nähe des Bahnhofs liegt, wo sich die sozialen Probleme, wie Drogenkonsum, Obdachlosigkeit und Armut konzentrieren. Da ist auch der Bedarf an Menschen, die sich sozial engagieren und die Liebe Gottes unter die Menschen bringen, sehr hoch. Sehr beeindruckt hat mich auch die Ganzhingabe meines Pfarrers und Ausbilders, Laurent Fackelstein, in Bonneweg. Er ist ein Mensch, der nur für andere lebt. Das werde ich so nicht leben können, aber deshalb ist es umso beeindruckender. Ich habe bei ihm und den vielen Ehrenamtlichen sehr viel gelernt.
Was hast du von den Menschen gelernt, die am Rand der Gesellschaft stehen? Hat diese Erfahrung dein Bild vom priesterlichen Dienst verändert?
Als ich in Bonneweg angefangen hatte, hatte ich zunächst Angst, weil das eine Realität war, die ich in meinem vorherigen Leben nicht kannte. Aber sehr schnell habe ich gelernt, dass Menschen am Rande einfach gerade in der Kirche dazugehören, mit ihren Ecken und Kanten. Es gibt neben der Sozialequipe auch eine Gruppe von Menschen, die dienstags abends zu den Obdachlosen und Drogenabhängigen auf die Strasse geht. Dort habe ich wirklich gelernt, was es bedeutet, dass jeder Mensch als Geschöpf Gottes dieselbe Würde hat, aber diese allzu oft mit Füßen getreten wird. Im Umgang mit den Menschen am Rande der Gesellschaft wird Glaube konkret; so wie die Liebe Gottes zu uns Menschen in Jesus und seinem Umgang mit den Menschen konkret wurde.
Worauf freust du dich am meisten in deiner kommenden Arbeit als Diakon?
Ich freue mich jetzt am allermeisten, dass ich als Diakon Sakramente spenden darf, z. Bsp. die Taufe und dass ich so Menschen mit Gott in Verbindung bringen darf.
Was bedeutet für dich heute „Kirche sein“ in einer Zeit, in der viele Menschen den Bezug zur Kirche verlieren?
Nur weil die Gesellschaft heute säkularer geworden ist, heißt das nicht, dass sie Gott nicht mehr brauchen. Die Menschen brauchen jemand der die Realität ausdrückt, die sie übersteigt. Viele Menschen sehnen sich nach Glauben, kriegen es aber nicht mehr hin zu glauben. Gott wirkt auch in Menschen, die nicht mehr glauben können. Jeder Mensch ist ein geliebtes Kind Gottes und hat seinen Ursprung in Gott. Auch die säkularen Menschen von heute sehnen sich nach der Gewissheit, dass Gott sie liebt.
Die Kirche befindet sich derzeit in vielen Krisen: Glaubwürdigkeitskrise, Missbrauchskrise, Berufungskrise etc. All dies wirft auch auf die Kirche einen großen Schatten.
Wir alle sind dazu berufen, glaubwürdig und authentisch zu leben. Wenn wir jedoch Wasser predigen und Wein trinken werden wir dies nicht erreichen. Die Kirche ist das Volk Gottes, jeder Einzelne ist berufen in diese Richtung zu leben. Papst Benedikt hat gesagt, es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt. Aber dies kann man nur in der Gemeinschaft der Kirche. Es gibt aber einen Trost: der Heilige Geist wirkt auch in der Kirche, wenn das Bodenpersonal schlecht ist. Unterstützen wir also den Heiligen Geist bei seiner Arbeit und machen es ihm nicht unnötig schwer.
Welchen Bibelspruch hat du dir gewählt für deine Diakonatsweihe?
Zurzeit wird im Kirchenjahr an den Sonntagen das Lukas Evangelium gelesen. Meine Weihe findet zudem am Fest des Hl. Lukas statt, daher habe ich mir eine Perikope aus dem Lukas Evangelium herausgesucht, die mich seit meiner 1. Hl. Kommunion begleitet und prägt: "Brannte nicht unser Herz" aus der Perikope der Emmausjünger. Dieser Satz zeigt mir, dass Gott sich uns noch heute im Wort der Hl. Schrift und im eucharistischen Brot zu erkennen gibt. Auch wenn wir Menschen es manchmal erst im Nachhinein merken. Gott ist da. Er lässt uns nicht allein.
Den Äerzbëschof vu Lëtzebuerg, de Kardinol Jean-Claude Hollerich, invitéiert häerzlech all d’Gleeweg, fir un der Diakonewei vum Cedric Latz (Par Lëtzebuerg Notre-Dame) deelzehuelen.
D’Wei fënnt statt um Fest vum Apostel Lukas,
de Samschdeg, 18. Oktober 2025 um 10:00 Auer
an der Kierch Maria Kinnigin vum Fridden zu Bouneweg.
Dir sidd invitéiert un der Gebietsveillée fir de Weiekandidat an och fir Beruffungen zum Presbyterat, zum Diakonat an zum geweite Liewen den Owend virdrun deelzehuelen, de Freideg 17. Oktober 2025 um 20:00 Auer an der Häerz-Jesu-Kierch op der Gare.
Dir kënnt d’Formatioun vun de künftege Priister zu Lëtzebuerg mat enger Spend iwwer d’Fondatioun Sainte-Irmine ënnerstëtzen: CCPL LU64 1111 7017 0305 0000 (Mentioun: “Formation des futurs prêtres” / D’Spende si steierlech ofsetzbar.)
Villmools Merci: Är Ënnerstëtzung ass e konkreete Gest fir d’Kierch vu muer a fir hir Pastoral.
Invitatioun: Diakonewei & Gebietsveillée
„Brannte nicht unser Herz“, Interview mit Cedric Latz zu seiner Diakonats Weihe.
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