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Jahr A (2019-2020)  
22. August 2020

Mit dem Schlüssel zum Himmelreich ist es wie…

Kommentar zum 21. Sonntag im Jahreskreis von Christine Bußhardt (23.08.2020)

Als ich vor kurzem mit einer Freundin mehrere Tage durch Wälder und Wiesen der fränkischen Schweiz, an kühlen Bächen und steil aufsteigenden Felswänden entlanggewandert bin, wartete eine besondere Überraschung auf uns. Nachdem wir zunächst mit dem Auto und dann zu Fuß einem holprigen Waldweg bis zu unserem Übernachtungsziel gefolgt waren, öffnete sich am Ende des Wegs ein mittelalterliches Burgtor und ein weißhaariger und bereits in die Jahre gekommener, jedoch stattlicher, Herr empfing uns freundlich.

Nachdem er sich über unsere Herkunft und unsere Vorhaben erkundigt hatte und uns mit den Hausregeln vertraut gemacht hatte, griff er in eine Schublade und überreichte uns fast schon feierlich einen riesigen Schlüssel, den Schlüssel zum Burgtor! Dieser sollte uns von nun an auf unseren Wanderungen begleiten, da der Burgherr selbst meist außer Haus war.

Beim Lesen des Evangeliums von heute musste ich unwillkürlich an dieses schöne Erlebnis denken. Schlüssel tragen eine große Symbolkraft in sich: der erste Hausschlüssel, den mir meine Mutter gab; der Schlüssel zum Klavierraum in meiner Schule; der Schlüssel der Kirche, in der ich arbeite. Bei dieser Aufzählung wird schnell klar – der Schlüssel, der uns überreicht wird, bringt immer auch eine große Verantwortung mit sich. Der Evangelist Matthäus erzählt vom Schlüssel des Himmelreiches, der Petrus anvertraut wird.

Die Symbolkraft dieser Szene ist ebenfalls nicht zu übersehen. Petrus wird zum Burgherrn, der verantwortlich dafür ist, dass die Hausregeln des himmlischen Reiches eingehalten werden.

Von Petrus wissen wir, dass er mehr als einmal, und nicht zuletzt im Angesicht des Todes Jesu, in seinem Glauben und seiner Treue zu Jesus ins Straucheln geraten war. Trotzdem hat Jesus ihm vertraut.

Der Schlüssel zum Himmelreich ist also in guten Händen. Petrus ist einer, der über die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens Bescheid weiß. Vor seinem Urteil sollte uns nicht bang sein.

Petrus verdient sich den Schlüssel durch die richtige Antwort auf die Frage: „Für wen haltet ihr mich?“ Mit seiner Antwort, dem sogenannten „Messias-Bekenntnis“: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“, erkennt Petrus Jesus als den von Gott gesandten Retter und Erlöser an.

Jesus stellt allen Jüngern dieselbe Frage. Was die anderen Jünger geantwortet haben, erfahren wir nicht.

Wie lautet unsere Antwort? Schwanken wir nicht, ähnlich wie Petrus, immer wieder zwischen dem Willen zu einem klaren Bekenntnis und fehlendem Durchhaltevermögen, wenn es darauf ankommt fest zum Glauben zu stehen?

Und was bedeutet dies im Hinblick auf das Himmelreich?

Habe ich wie Petrus den Schlüssel zum Himmelreich längst in der Tasche, und zwar schon seit meiner Geburt, zugesagt in der Taufe und bestätigt durch jedes weitere Sakrament?

Wieder muss ich an mein Ferienerlebnis denken. Wie schwer wog der Schlüssel im Rucksack bei jedem Auf- und Abstieg. Aber wie leicht wurde es uns ums Herz und in den Beinen auf den letzten Metern zur Burg, mit der Aussicht auf erfrischende Abkühlung und eine erholsame Nacht.

Mit dem Schlüssel der Zusage Gottes in der Tasche lässt es sich zuversichtlich durch das Leben gehen. Es bedeutet nicht, dass jeder Weg leicht ist und direkt zum ersehnten Ziel führt. Umwege, Irrwege und Hindernisse müssen einkalkuliert werden, aber am Ende des Weges öffnet mir der anvertraute Schlüssel das Tor und ich kann sagen – endlich angekommen.

Quelle: Luxemburger Wort

Christine BUßHARDT
christine.busshardt@cathol.lu
 
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