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Ein Jahr als Missionar in Geiselhaft von Islamisten

Der Weiße Vater, P. Ha-Jo Lohre aus Westfalen, war zentraler Zeuge in der diesjährigen weltweiten „Red Week“.

Der Weiße Vater, P. Ha-Jo Lohre aus Westfalen, der ein Jahr als Geisel von Islamisten in Mali verbracht hat, war zentraler Zeuge in der diesjährigen weltweiten von „Kirche in Not“ organisierten Red Week zur Erinnerung an die Verfolgung von Christen. Er hatte 2024 am Welttag der Migranten und Flüchtlinge im Trierer Brüderkrankenhaus gepredigt und hatte im Anschluss an den Gottesdienst über seine Entführung und Gefangenschaft in Mali berichtet.

Einen besonderen Gast konnte die Weiße Väter Gemeinschaft im Brüderkrankenhaus Trier zum Welttag der Flüchtlinge und Migranten am 29. September 2024 begrüßen. Pater Ha-Jo Lohre wurde von dem Luxemburger P. Jean Flies als guten Freund der Trierer Gemeinschaft vorgestellt, denn als die Weißen Väter noch ihr Haus in der Dietrichstraße hatten, war er als Theologiestudent von Frankfurt aus häufiger Gast in Trier. P. Lohre fand nach seiner Priesterweihe 1985 seine Missionsbestimmung in Mali, einem Land, das ihn in einem Praktikum besonders fasziniert hatte.  26 Jahre war er dort in Pfarreien, in der Missionarsausbildung  und zuletzt im christlich islamischen Dialog tätig, bevor er am Christkönigsfest im November 2022 in der Hauptstadt Bamako von Islamisten entführt wurde, als er sich gerade vorbereitete zu einem Sonntagsgottesdienst zu fahren. Ein Jahr war er Gefangener verschiedener islamistischer Gruppen. Darüber sprach er in seiner Predigt und nach dem Gottesdienst im Gemeinschaftssaal des Krankenhauses.

Aus der Gefangenschaft ein Sabbatjahr machen

Schon sofort nach dem Bewusstwerden, dass er in Malis Hauptstadt Bamako entführt wurde, verstand P. Lohre dies als Chance eines Sabbatjahres, um mit sich und mit Gott ins Reine zu kommen. Obwohl er annahm, dass seine Gefangenschaft länger dauern würde als exakt ein Jahr, denn genau am Christkönigsfest des kommenden Jahres erhielt er die freudige Botschaft, dass er frei kommen würde, empfand er nie Verbitterung und Verzweiflung in seiner Zeit als Gefangener von Islamisten.  Er fühlte sich vor allem vom Gebet seiner Mitbrüder und vielen Freunden weltweit getragen und wusste sich in Gottes Hand. Auch gegenüber seinen Entführern empfand er keinen Groll oder Hass. Es waren zumeist sehr junge Dschihadisten, zwischen 16-25 Jahre, die ihn bewachen mussten und die ihn auch wegen seines Alters von 66 Jahren, gut behandelten. Zunächst waren es Afrikaner, mit denen er sich sogar in ihrer Muttersprache unterhalten konnte, später waren es Araber, mit denen eine Verständigung nur noch schwer möglich war. Er wurde im Laufe des Jahres immer weiter nach Norden, zuletzt bis an die Grenze von Algerien in verschiedene Islamisten-Lager verbracht.

 Einige von seinen Bewachern versuchten zwar ihn zum Islam zu „bekehren“, das bewies ihm, dass sie im Sinne des Islams auch Missionare sein wollten, eigentlich dasselbe wie er. Mit einigen konnte er sogar darüber reden und ihnen erklären, warum er lieber Christ bleiben wolle. Eigentlich seien viele seiner jugendlichen Entführer keine schlechten Menschen gewesen, sie seien nur von böswilligen islamistischen Predigern fehlgeleitet worden. Viele seiner Bewacher hätten ihm sogar seine Essens-Wünsche erfüllt und als er krank wurde einen Arzt geholt, der ihm Medikamente besorgte. Zu Essen habe er immer genug bekommen. Als es nachts in der Wüste, wo er gefangen gehalten wurde, kalt wurde, habe ihm einmal ein Bewacher seinen Kaschmir Mantel gegeben, als er fror. Er konnte auch jeden Tag den Rosenkranz beten und seine Bewacher hätten ihm oft extra Wasser gegeben, wenn er einen Gottesdienst im Stillen feiern wollte. Das erinnerte P. Ha-Jo an den Satz aus dem Tages-Evangelium:“ Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen“.

Auch Muslime beteten für seine Befreiung

Nach dem Gottesdienst berichte P Lohre im Gemeinschaftssaal des Krankenhauses noch mehr in Einzelheiten, wie es ihm während der Gefangenschaft bei Al-Qaida in Mali ergangen ist. Sogar der Rat der Muslime in Mali, bei dem er wegen seines Engagements im christlich-islamischen Dialog bekannt war,  habe seine Entführung verurteilt und in ihren Moscheen für seine Freilassung gebetet. Er sei überzeugt, so P. Lohre, dass das Gebet der Christen und Muslime zu seiner Freilassung beigetragen habe. Für seine Freilassung sei vom Auswärtigen Amt ein Lösegeld bezahlt worden, weiteres konnte er nicht berichten.

Nach einem Jahr Heimaturlaub in Hövelhof in Westfalen ging  P. Lohre vor einem Jahr in eine von den Weißen Vätern betreute Pfarrei in einer Vorstadt von Marseille. Auch dort gebe es viele Menschen aus Mali berichtete er. Nach Mali selbst dürfe er nicht mehr zurückkehren. Seine Arbeit an dem von ihm gegründeten christlich islamischen Dialogzentrum führen jetzt andere weiter. Ein guter Teil des Gesprächs im Brüderkrankenhaus drehte sich jedoch um den Tag der Migranten und Flüchtlinge hier bei uns. Einige Mitarbeiter des Krankenhauses bezeugten die gute Arbeit von Menschen mit Migrationshintergrund im Hause, auch von Muslimen. Von dem einstigen Entführungsopfer bekamen sie den Rat in jedem Menschen zuerst den Mitmenschen zu sehen und dann den Flüchtling, Muslim etc.. Auch im Migranten, im Muslim, im Bedürftigen und Fremden könne man Gott begegnen. P. Lohre überlegt jetzt, ob er seine Erfahrungen in der Gefangenschaft von Islamisten, die so anders waren, als man erwartet hätte,  nicht in einem Buch festhalten soll.

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