Jesus auf dem Weg nach Jerusalem
Kommentar zum Palmsonntag von Marie-Christine Ries (13.4.2025)
Jesus macht sich auf den Weg nach Jerusalem. Zuvor war er noch in Jericho und nach einem kurzen Halt, zieht er auf einem jungen Esel sitzend hinauf in die Stadt. Es ist das erste Mal während seines öffentlichen Lebens, dass er nach Jerusalem kommt. Jesus ist tief in der jüdischen Kultur und Religion verwurzelt und er weiß um die Tragweite dessen, was er gerade tut. Er, seine Jünger und Jüngerinnen, das jüdische Volk sowie die religiösen Autoritäten kennen die Verse des Propheten Zacharias: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde Ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel, ja auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin.“ Zach 9,9.
Kein Wunder also, dass Jesus auf einem Esel reitend, die Hoffnungen vieler Menschen weckt oder bestärkt, dass er der Messias, der König Israels ist. Unterwegs erinnern sich die Jüngerinnen und Jünger an all das, was Jesus getan hat und Freude kommt auf. Und nicht nur sie erinnern sich: viele Menschen sind in Jerusalem in Erwartung des Paschafestes. Sie haben viel von Jesus gehört, haben vielleicht gesehen, wie er Menschen von ihrem Leiden befreit hat. Sie haben eine neue befreiende Art des Betens gelernt. Und sie haben über die Autorität Jesu gestaunt, seinen freien Umgang mit Menschen, die ausgegrenzt sind, sowie mit den politischen und religiösen Autoritäten seiner Zeit. Die Menschen begleiten Jesus mit Palmzweigen in den Händen. Freude und Jubel brechen auf: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe!
Ein Ruf der auf die sichere Rettung, Befreiung vertraut und dem zujubelt, der die Befreiung bringt.
Einige Pharisäer können dies nicht dulden, und fordern Jesus auf die Menschen zum Schweigen zu bringen. In ihren Augen hat Jesus keine Legitimität sich als König zujubeln zu lassen. In all der Ausgelassenheit und Freude deutet sich das gewaltvolle Geschehen der kommenden Tage an
Jesus kommt als demütiger und friedfertiger Mensch. Er hat nie den Anspruch erhoben politische oder religiöse Macht zu ergreifen. Er bringt Frieden und Hoffnung für die Menschen. Immer wieder hat er den Blick und die Hoffnung der Menschen auf Gott gerichtet, denn Gottes Liebe ist grenzenlos. Auf seine eigene Weise erfüllt Jesus die Hoffnung der Menschen. Er ist demütig, friedfertig. Er versetzt Menschen nicht in Angst.
Mit dem Einzug nach Jerusalem macht Jesus nochmals deutlich, wer er ist und was ihm wichtig ist. Genutzt hat Ihm das wenig. Die Geschehnisse in Jerusalem nehmen ihrem Lauf und die Verurteilung zum Tod am Kreuz ist ihm sicher. Noch sicherer ist ihm die Liebe Seines Vaters, dessen Liebe stärker ist als der Tod.
Und wir, heute? Auch wir sind am Palmsonntag eingeladen Jesus zujubeln und ihm dankbar sein, für die Hoffnung, die er uns schenkt. Indem wir Hoffnungszeichen wahrnehmen und weitererzählen, stärken wir uns gegenseitig in Zeiten, in denen es schwer ist, die Hoffnung zu wahren. In Momenten von großem Leid und Ungerechtigkeit.
Das Leben bleibt nicht beim Palmsonntag stehen. Der Weg Jesus, auch unser persönlicher Weg geht weiter zum Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag. Nur so kann Ostern gefeiert werden.