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Kaiser Konstantin, Glücksfall für das Christentum?

Der Besuch von Papst Leo XIV. in Nicäa hat die Bedeutung von Kaiser Konstantin für die Kirche wieder in Erinnerung gerufen.

Kaiser Konstantin der Große († 337) gilt in erster Linie als politischer Erneuerer des Römischen Reiches und Wegbereiter des Christentums. Doch jenseits seiner Rolle als Staatsmann und Stratege war er auch ein theologischer Akteur. Diese Rolle wurde durch den Besuch von Papst Leo XIV in Nicäa wieder ins Gedächtnis gerufen. Kaiser Konstantin, obwohl noch gar kein Christ,  war es, der das erste Konzil der Kirche in Nizäa zusammenrief. Er wollte durch ein gemeinsames Glaubensbekenntnis das Christentum vor der Spaltung bewahren. Deswegen wurde er von der orthodoxen Kirche heiliggesprochen.

Konstantin war weder Theologe noch viel weniger ein Kirchenlehrer. Seine Bildung stammte aus heidnisch-römischer Tradition, und die christliche Glaubenswelt erschloss er sich erst nach und nach, vor allem durch die wichtige Rolle seiner Mutter Helena. Wie überhaupt die Frauen im frühen Christentum eine entscheidende Rolle gespielt haben. Dennoch fühlte sich Konstantin als Kaiser berufen, die Einheit des Glaubens zu schützen – nicht aus theologischer Expertise, sondern aus imperialem Verantwortungsbewusstsein, denn auch er hatte seine Herrschaft zunächst mit zwei Mitkaisern, später bis 324 noch mit einem Mitkaiser teilen müssen. Er betrachtete sich als eine Art „von Gott eingesetzter Bischof für die Außenseite der Kirche“ (epískopos tôn ektós), ein Titel, den er selbst gebrauchte. Damit meinte er, dass er nicht in die Sakramente eingreife, aber für Ordnung und Einheit sorgen müsse.

Trotz begrenzter theologischer Schulung beschäftigte sich Konstantin intensiv mit Glaubensfragen. Seine Briefe an Bischöfe zeigen, dass er Kenntnisse der Bibel hatte. Konstantin zitiert häufig Schriftstellen. Er betonte die Göttlichkeit Christi, wenn auch nicht präzise im später dogmatischen Sinn. Für ihn war theologische Einigkeit mehr als eine Frage der Lehre – sie war Garant des Friedens im Reich. Sein theologischer Ansatz war daher praktisch-politisch und spirituell, nicht systematisch.

Das Konzil von Nicäa: Konstantin als Schlichter

Die arianische Krise, die ihr Zentrum in Ägypten hatte, stellte den Kaiser vor eine neue Herausforderung: Zwei christliche Lager stritten erbittert über die Frage, ob der Sohn Gottes dem Vater wesensgleich (homoousios) oder lediglich ähnliches Wesen (homoiousios) sei. Nachdem Konstantin 324 zum Alleinherrscher geworden war, konnte er sich ganz den Angelegenheiten der Kirche widmen. Eine Spaltung der Kirche konnte er sich dieser Lage nicht leisten. Deshalb lud Konstantin 325 zum Ersten Konzil der Christenheit nach Nicäa, etwa 150 südlich von Konstantinopel ein,  in eine seiner Residenzen, die Hauptstadt Konstantinopel war noch nicht eingeweiht. Er eröffnete selbst das Konzil, das etwa 300 Bischöfe versammelte, während

 des Konzils drängte er auf eine klare Formulierung des Glaubens, als Grundlage der Kirche. Obwohl er den Begriff homoousios nicht erfand, unterstützte er seine Verwendung – nach Beratung mit kirchlichen Theologen. Sein Eingreifen gab der nicänischen Christologie eine Richtung, die später zur Grundlage des orthodoxen Glaubens wurde. Auf diese Rolle von Kaiser Konstantin hat auch der Papst Leo XIV bei seinem jetzigen Besuch in Nicäa hingewiesen, indem er wie damals Konstantin selbst wieder auf die Bedeutung der Einheit für die Christen hinwies.

In der Kirchengeschichte bleibt er daher als Architekt kirchlicher Struktur und Einheit in Erinnerung, als ein Kaiser, der das Christentum zu einem tragenden Pfeiler des Reiches machte. Das zentrale Element dieser Ordnung blieb jedoch die Macht. Zur Sicherung dieser Macht scheute er auch nicht davor zurück Mitglieder seiner eigenen Familie ermorden zu lassen, seinen Sohn Crespus, seine Frau Fausta und seinen Schwager Licinius. Letzterer noch während des Konzils von Nicäa. Von daher bleibt Konstantin auch unter Christen eine ambivalente Figur.

Konstantin und Trier

Konstantin wurde um 272 in Naissus geboren – dem heutigen Niš in Serbien, erzogen wurde er am Hofe von Kaiser Diokletian in der Nähe seines späteren Machtzentrums Konstantinopel. Sein Vater Constantius war einer der höchsten römischen Generäle im weströmischen Reich. Nachdem Diokletian und Maximian 305 zurücktraten, wurde sein Vater Constantius in Trier zum Augustus des Westens ausgerufen. Konstantin, der sich vorher am Hof des Kaisers Galerius im Osten aufgehalten hatte, wurde zu seinem Vater gerufen, um ihm als militärischer Offizier zu dienen. Nach dem Tod seines Vaters Constantius Chlorus wurde Konstantin 306 in Trier von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen. Trier wurde erste Regierungsstadt des neuen Kaisers, politisches und militärisches Zentrum des weströmischen Reiches, Startpunkt seiner späteren Erhebung zum Alleinherrscher. Trier war strategische Basis für Operationen an Rhein und Donau und reichste Stadt nördlich der Alpen. Konstantin nutzte Trier als Ort, von dem aus er Germanien militärisch stabilisierte und seine Macht festigte. Insgesamt lebte er nur wenige Jahre, von 306-316 in Trier

Unter Konstantin entstanden in Trier dennoch bedeutende Bauprojekte, die teils bis heute erhalten sind:  Die Konstantinbasilika (Aula Palatina), eine riesige Palastaula als Thronsaal Konstantins, eines der größten erhaltenen römischen Bauwerke nördlich der Alpen, Ausdruck kaiserlicher Macht und Präsenz. Die  Kaiserthermen, eine imposante Thermenanlage, heute Ruinen, spiegeln Triers Rang als kaiserliche Residenz. Konstantin formte einen repräsentativen Regierungskomplex, der Kern dieser Anlagen ist bis heute im Stadtgrundriss sichtbar. Auf den Ruinen seines Palastes in Trier, wohin er auch seine Mutter Helena und Laktanz berufen hatte, wurde später der Trierer Dom gebaut. Konstantin förderte auch in Trier das Christentum. Trier wurde zum frühesten christlichen Zentrum nördlich der Alpen.

Trier war nicht nur Residenz, sondern auch politisches Sprungbrett. Von hier aus kämpfte Konstantin gegen den Mit-Kaiser Maximian, er baute von Trier aus sein oberrheinisches Machtbündnis aus. Die Vorbereitungen zur entscheidenden Schlacht an der Milvischen Brücke (312) bei Rom fanden in Trier statt. Hier hatte er seine Kreuz-Vision, mit der er den Sieg errang. Auch nach seinem Sieg in Rom kehrte er wieder einige Zeit ins sichere Trier zurück. Nach Trier hatte er auch den christlichen Apologeten Laktanz, den er vom Kaiserhof von Diokletian kannte, als Erzieher seines Sohnes Crispus berufen.  Ohne Trier wäre Konstantins Weg zum Alleinherrscher kaum denkbar gewesen. Trier wird häufig als „Konstantins erste Hauptstadt“ oder „nördliche Kaiserresidenz“ bezeichnet. Dies versuchte die Stadt durch die große Konstantin-Ausstellung 2007 „ihrem Kaiser“ zurückzugeben.

Konstantin in der heutigen Türkei

Konstantin starb am 22. (bzw. 21.) Mai 337. Da seine Stadt Konstantinopel erst um 330 bezugsfertig war und eingeweiht wurde, liegt der Maximalzeitraum, in dem Konstantin theoretisch in Konstantinopel leben konnte, bei rund 7 Jahren — von der Einweihung 330 bis zu seinem Tod 337. Historischen Quellen zufolge war Konstantin bis zu seinem Tod nie ausschließlich ortsgebunden: Als römischer Kaiser war er häufig auf Feldzügen, Verwaltungsreisen und Militärkampagnen.

Auch das  Christentum, dem Konstantin seit 313 mit seinem Toleranzedikt zum Durchbruch als Staatsreligion des römischen Reiches verholfen hatte, nahm er selbst erst 337 auf dem Totenbett im Palast in Anacirum, dem heutigen Dorf Hereke bei Ízmit, 60 km südöstlich von Istanbul, durch die Taufe an. Dies entsprach einem verbreiteten spätantiken Verständnis der Taufe als endgültiger Reinigung. Bestattet wurde Konstantin auf seinen Wunsch hin in der Apostelkirche in Konstantinopel, die er selbst hatte errichten lassen.

 Die Apostelkirche Hagios Apostolos war nach der erst später fertig gestellten Hagia Sophia die erste und bedeutendste unter den großen Kirchen des Oströmischen Reiches. Bei der Eroberung Konstantinopels durch die türkischen Osmanen 1453 verschwanden seine Reliquien. Sultan Mehmet II. (der Eroberer) ließ die Apostelkirche bereits 1461 abreißen und gab den Auftrag, am selben Platz eine Moschee von vergleichbarer Schönheit und Großartigkeit zu errichten. Das Resultat war die Fatih-Moschee (Moschee des Eroberers). Das einzige Relikt, das im heutigen Istanbul noch an den Stadtgründer und Gründer des Christentums als Staatsreligion erinnert, ist die „Konstantins Säule“.

Dass Konstantins Grab dem muslimischen Eroberer der Stadt weichen musste, war nicht so sehr eine persönliche Abneigung gegenüber dem Stadtgründer von osmanischer Seite. Es sollte vielmehr den Machtanspruch der Muslime über dieses Zentrum des alten Christentums und der Welt untermauern. Der Islam als letzte der großen monotheistischen Religionen war auch angetreten, das Christentum als bis dahin letzte Offenbarungsreligion zu beerben. Allein die Tatsache, dass man auch in der osmanischen Türkei, fast 500 Jahre lang den Namen des christlichen Stadtgründers im Stadtnamen beibehalten hat – die Stadt hieß offiziell bis 1930 Konstantinyye (Stadt Konstantins) – zeigt, welchen Respekt man dem christlich-römischen Herrscher im einstigen Osmanischen Reich noch entgegenbrachte. Erst unter der türkischen Republik Atatürks verlor Konstantinopel zunächst 1923 seinen Hauptstadtrang an die bis 1915 mehrheitlich armenische Stadt Angora, die 1930 zu Ankara wurde, und später auch noch seinen Namen, der danach Istanbul wurde.

                       

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